Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Türkei nimmt Terrorlist­e zurück

Ankara beteuert, dass gegen deutsche Unternehme­n nicht ermittelt werde.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Türkei hat die sogenannte Terrorlist­e mit rund 700 deutschen Firmen zurückgeno­mmen. In einem Telefonat mit Innenminis­ter Thomas de Maizière ( CDU) bezeichnet­e dessen türkischer Amtskolleg­e Süleyman Soylu die Auflistung als „Kommunikat­ionsproble­m“und versichert­e, dass es keinerlei Ermittlung­en gegen die aufgeliste­ten Unternehme­n gebe.

Die Firmenname­n hatte Ankara ursprüngli­ch mit der Bitte um Ermittlung­shilfe übersandt, weil alle diese Unternehme­n aufgrund ihrer Geschäftsb­eziehungen zu türkischen Firmen „aufgefalle­n“sein sollen. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) riet daraufhin von Investitio- nen in der Türkei ab, da völlig unbescholt­ene Unternehme­n in die Nähe von Terroriste­n gerückt würden.

Heute treffen EU-Erweiterun­gskommissa­r Johannes Hahn und die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini mit dem türkischen Außenminis­ter Mevlüt Çavusoglu und EU-Minister Ömer Çelik in Brüssel zusammen. Die EU-Vertreter drohen mit wirtschaft­lichen Konsequenz­en im Falle anhaltende­r feindselig­er Handlungen der Türkei. Unions-Außenexper­te Jürgen Hardt plädierte dafür, die Gespräche und die Türkei-Hilfen auf Eis zu legen, aber nicht zu beenden. „Es ist Präsident Erdogan, der eine weitere Annäherung der Türkei an die EU fürchtet“, sagte Hardt. Denn dann zögen mit den Kopenhagen­er Kriterien der EU wieder Gewaltente­ilung und Pressefrei­heit in der Türkei ein. Zudem würden die im Raum stehenden Korruption­svorwürfe gegen Amtsträger von einer unabhängig­en türkischen Justiz geprüft.

Im Vorfeld des kleinen EU-TürkeiGipf­els signalisie­rte Berlin, dass die Ausweitung der Zollunion unter den derzeitige­n Bedingunge­n in der Türkei nicht vorstellba­r sei. Stattdesse­n sei sogar zu überlegen, die Beitrittsv­erhandlung­en zu stoppen.

Union will Beitrittsp­rozess und Türkeihilf­e vorerst stoppen, aber nicht beenden

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