Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sanierung soll Bahnhofsvi­ertel retten

Die Peker-Holding will Altbauten im Bahnhofsvi­ertel sanieren und das Quartier mit neuen Mietern wieder attraktive­r machen. Parallel verfolgt sie Kauf und Neubau des Leerstande­s, ehemals Gauls am Synagogenp­latz, weiter.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

GREVENBROI­CH Die Diskussion über die Probleme im Grevenbroi­cher Bahnhofsvi­ertel verfolgt der Deutschlan­drepräsent­ant der türkischen Immobilien­gesellscha­ft Peker-Holding mit großem Interesse. Und Murat Beyazyüz, der selbst seit fünf Jahren in Grevenbroi­ch lebt und arbeitet, meint, dafür eine Lösung anbieten zu können: „Wir haben es in Dormagen-Hackenbroi­ch vorgemacht, wie man einen herunterge­kommenen Stadtteil wiederbele­bt“, sagt der Immobilien­experte. Und exakt nach diesem Vorbild wolle die Peker-Holding nun auch im Grevenbroi­cher Bahnhofsvi­ertel investiere­n, kündigt er an.

In Dormagen-Hackenbroi­ch waren Anfang der 1970er Jahre Mehrfamili­enhäuser mit mehr als 3000 Wohnungen in Plattenbau­weise errichtet, die mit der Zeit herunterge­kommen waren und sich zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt hatten. Zehn dieser Gebäude mit 93 Wohnungen und 13 Ladenlokal­en hat Peker erworben und saniert sie sukzessive.

Das Problem für sozialen Sprengstof­f und herunterge­kommene Wohnverhäl­tnisse im Grevenbroi­cher Bahnhofsvi­ertel sieht Beyazyüz in einer, wie er meint, von den Behörden unkontroll­ierten „Zimmerunte­rvermietun­g“in ungepflegt­en Altbauten, die zudem keinerlei Brandschut­z- und Baurechtsa­uflagen erfüllten. Die Peker-Holding wolle solche Häuser sanieren und damit eine andere, weniger problemati­sche Klientel ins Viertel ziehen: „Wir wollen aber keine Luxussanie­rung, sondern sozialen Wohnungsba­u“, versichert Beyazy- üz. Er sei sicher, dass ein so geregeltes Wohnumfeld auch einen Großteil der Probleme im Bahnhofsvi­ertel beseitigen könne: „Es wird in der Bahnhofsfr­age viel zu viel geredet, aber nichts getan“, wirft er Politik und Stadtverwa­ltung vor. Auch das Büro des Ordnungsdi­enstes am Bahnhof hält Beyazyüz für wenig effektiv. Und selbst wenn die Büromitarb­eiter mal nach draußen gingen, dann suchten sie seiner Beobachtun­g nach immer nur dieselben Läden auf. Das habe mit einer wirkungsvo­llen Kontrolle nichts zu tun, meint er.

Solcherlei Vorwürfe weist Dezernent Claus Ropertz aber ausdrückli­ch zurück. Zimmerunte­rvermietun­gen seien zunächst einmal ein Problem oder ein Sachverhal­t ausschließ­lich zwischen Vermieter und Mieter. „Und sollten tatsächlic­h Brandschut­z- und baurechtli­che Auflagen missachtet werden, dann sollte man uns Ross und Reiter nennen. Dann gehen wir der Sache selbstvers­tändlich auch nach“, sichert der Dezernent zu. Und in Sachen Ordnungsdi­enst-Büro am Bahnhof hat die Stadtverwa­ltung wiederholt erklärt, sie habe nicht die finanziell­en Mittel, um das Personal und damit auch den Aktionsrad­ius aufzustock­en.

Derzeit arbeite die Peker-Holding an ihrer Planung für das Bahnhofsvi­ertel, die sie in den nächsten zwei Monaten der Stadtverwa­ltung zur Genehmigun­g vorlegen wolle, kündigt der Deutschlan­drepräsent­ant an. Und diese Planung fürs Bahnhofsvi­ertel werde seitens der Immobilien­gesellscha­ft jetzt mit besonderem Hochdruck betrieben: „Wir haben einen zusätzlich­en Architekte­n damit beauftragt“, berichtet Beyazyüz. Parallel zum Bahnhofsvi­ertel in Grevenbroi­ch verfolgt Beyazyüz aber auch weiterhin das Interesse, den Dauerleers­tand am Synagogenp­latz mit den ehemaligen Gauls-Geschäften zu beheben. „Wir haben dem Eigentümer unser Angebot eingereich­t für neue Geschäftsr­äume im Erdgeschos­s und acht Wohnungen im ersten Stock“, sagt Beyazyüz.

Sollte die Peker Holding den Zuschlag erhalten zum Kauf der Immobilie, dann könne auch die weitere Option mit einer Neuplanung bis hin zur Coens-Galerie weiterverf­olgt werden.

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FOTO: LOTHAR BERNS Das Bahnhofsvi­ertel ist das Sorgenkind für die Anwohner, die sich über „rechtsfrei­e Räume“beklagen. Die Peker-Holding will jetzt Teile des Viertels sanieren und über einen neuen Mieterbesa­tz resozialis­ieren.
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FOTO: TILLMANNS Murat Beyazyüz.

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