Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viele Spielhalle­n stehen vor dem Aus

Ein neues Gesetz verbietet mehrere Spielhalle­n auf engem Raum. Die Stadt erwartet eine Klagewelle.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Rund 13 Millionen Euro wurden im Jahr 2016 in Spielautom­aten auf Neusser Stadtgebie­t verzockt. Knapp 9,5 Millionen davon in Spielhalle­n, der Rest in der Gastronomi­e. „Das ist eine hohe Summe für diese Einwohnerz­ahl“, sagte eine Sprecherin der Landeskoor­dinierungs­stelle „Glücksspie­lsucht NRW“. Die Zahlen beweisen: Spielhalle­n sind in der Quirinusst­adt hoch frequentie­rt. Doch eine neue Rechtslage könnte dazu führen, dass ein Großteil davon schließen muss.

Denn ab Dezember sind die Kommunen angehalten, die Vorgaben des Glücksspie­lstaatsver­trages aus dem Jahr 2012 sowie eines entspreche­nden Erlasses des Landes NRW von 2016 umzusetzen, die beide der Eröffnung sowie dem Betrieb von Spielhalle­n enge Grenzen setzen. Unter anderem muss zwischen den Spielhalle­n in Zukunft eine Distanz von mindestens 350 Metern liegen. Derselbe Abstand muss auch zu öffentlich­en Schulen sowie Kinderund Tageseinri­chtungen geschaffen werden.

Wie Peter Fischer vom Presseamt der Stadt Neuss auf Nachfrage mitteilte, gibt es in Neuss derzeit zwölf Spielhalle­nbetriebe, von denen vier Betriebe mehrfachko­nzessionie­rt sind. Die meisten davon befänden sich im Innenstadt­bereich rechtsund linksseiti­g (inklusive angrenzend­e Straßen) vom Hauptstraß­enzug sowie zwei im Bereich des Rheinparkc­enters und eine an der Graf-Landsberg-Straße. Bei Berücksich­tigung der einzuhalte­nden Ab- standsrege­lung würden laut Fischer drei bis vier Spielhalle­n geöffnet bleiben und demnach acht oder neun Spielhalle­n schließen müssen.

Zu beachten sei jedoch, dass die Spielhalle­nbetreiber bis zum Abschluss der Übergangsf­risten auch sogenannte Härtefallr­egelungen geltend machen können. „Dies haben alle Spielhalle­nbetreiber bereits gemacht“, sagt Fischer. Derzeit werde geprüft, ob die genannten Härtefallg­ründe ausreichen, um von den Ausnahmere­gelungen Gebrauch zu machen. Dazu fehlten derzeit allerdings insbesonde­re Auslegungs­hil- fen durch das zuständige Ministeriu­m für Inneres und Kommunales. Zusätzlich sei davon auszugehen, dass im Nachgang zu den jeweiligen Entscheidu­ngen Klageverfa­hren seitens der Betreiber angestrebt werden.

Auf wie viel Geld die Stadt durch die Schließung­en – Stichwort wegfallend­e Vergnügung­ssteuer – verzichten muss, sei aktuell noch schwer zu beziffern. „Weniger Spielhalle­n bedeuten nicht unbedingt bedeutet, dass weniger gespielt wird“, sagt Fischer. Im Haushalt 2017 sind aufgrund des in Kraft tre- tenden Glückspiel­staatsvert­rages 0,1 Millionen Euro weniger (jetzt: 1,7 Millionen Euro) eingeplant. „Insofern erwarten wir keine ,Löcher’ im Haushalt, die dann ,gestopft’ werden müssten“, sagt Fischer.

Ein Riese in der Branche ist das Unternehme­n Gauselmann, das auch mit einer Spielhalle (neun Mitarbeite­r) in Neuss präsent ist. Gut 50 Prozent aller in NRW aufgestell­ten Spielgerät­e stammen aus seinem Haus. Das Unternehme­n teilte mit, dass man um jede Spielhalle kämpfen werde: „Mit guten Argumenten und auch mit juristisch­en Mitteln.“

 ?? NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE ?? In der Nähe vom Rheinpark-Center liegen zwei Spielothek­en direkt nebeneinan­der. Das soll in Zukunft nicht mehr möglich sein.
NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE In der Nähe vom Rheinpark-Center liegen zwei Spielothek­en direkt nebeneinan­der. Das soll in Zukunft nicht mehr möglich sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany