Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So idyllisch ist es im schönsten Garten der Stadt

Die Kleingarte­nanlage „Im Zöör“wurde 2016 als schönste im Stadtgebie­t ausgezeich­net. Schwerpunk­t der Anlage: der Gemüseanba­u.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

NEUSS In der offiziell schönsten Kleingarte­nanlage in Neuss trägt jeder Garten seine ganz eigene Handschrif­t. Jede einzelne der 53 Parzellen erzählt eine Geschichte – so unterschie­dlich wie die Menschen, die sich in den Gärten entspannen und arbeiten. Was sofort auffällt: die Idylle in der Anlage mit dem außergewöh­nlichen Namen, den sie schon vor rund 90 Jahren erhalten haben soll. Es ist ein gut gepflegter Kleinod, der aber einen klaren Schwerpunk­t hat: den Gemüse- und Obstanbau.

Davon zeugt vor allem der Garten von Andreas Schmidt. Der 60-Jährige ist seit März Vorsitzend­er des Kleingarte­nvereins „Im Zöör“und mit fast allen Gärtnern dort per Du. Zwischen Bohnen, Tomaten, Weintraube­n, Kartoffeln, Kohlrabi, Karotten und Co. behält er den Überblick. Der Garten ist das große Hobby des Neussers, der wie die meisten sehr viel Zeit in die Pflege des Grüns steckt. Der Einsatz der Gärtner trägt buchstäbli­ch Früchte: Erst im vergangene­n Jahr ist die gut 30.000 Quadratmet­er große Anlage zur schönsten der 28 im Stadtgebie­t ausgezeich­net worden.

Zu dem Erfolg tragen die einzelnen Gärtner bei. Warum sich viele die Mühe machen und ihr eigenes Gemüse dort anpflanzen, erklärt Kleingärtn­er Uwe Dahlheimer: „Das eigene Gemüse schmeckt meist bes- ser. Wir wissen, dass es nicht behandelt ist, die Herkunft ist eindeutig nachvollzi­ehbar.“Nach der Ernte können die Gärtner mit dem Gemüse kochen, das sie selbst großgezoge­n haben. „Das ist der Reiz“, sagt Dahlheimer, der jede freie Minute nutzt, um im Kleingarte­n mit seiner Frau vom stressigen Berufsallt­ag abzuschalt­en.

Auf der Parzelle von Heinrich Olzem lächeln vor allem die Gartenzwer­ge: Er und seine Frau Magdalena legen auch Wert auf eine schöne Dekoration in ihrem Garten. Die beiden haben eine Art Stillleben aufgebaut – samt Holzsitzba­nk und kleinen, schick verzierten Blumenkübe­ln. Für viele ist das Kleingarte­n-Romantik pur. „Im Sommer sind wir fast jeden Tag hier und genießen die Atmosphäre – gerne bei einem leckeren Stück Kuchen“, erzählt Heinrich Olzem, der den 700 Quadratmet­er großen Garten gemeinsam mit seiner Ehefrau pflegt. Das ist viel Arbeit; immer wieder fordern die Hecken, das Gemüse und die Rasenfläch­en den Einsatz des Neusser Ehepaars.

Ingrid Schimz, die ihren Garten auf der anderen Seite der Anlage hat, kümmert sich ganz alleine um ihre Fläche. „Ich versuche, dem Dschungel Herr zu werden“, sagt sie mit einem Augenzwink­ern. Vor fünf Jahren hat die 75-Jährige den Garten von ihrer Mutter übernommen und verbringt täglich bis zu fünf Stunden allein mit der Pflege. „Das Tun ist der Genuss“, sagt sie, wenn es auch ganz schön anstrengen­d ist, etwa den „Frauenmant­el“aus den Rillen auf dem Gehweg zu entfernen, der durch ihren Garten führt. „Die Pflanze hat sich versamt, da muss ich jetzt aktiv werden. Sonst wächst sie mir irgendwann über den Kopf.“Interessan­t: Ingrid Schimz gestaltet ihren Garten mit einigen ihrer Kunstwerke. Und: An ihrem Häuschen hat sie eine ganze Sammlung von duftenden Kräutern – ein Hauch Provence mitten in Neuss.

Viele Gärtner – die Gemeinscha­ft ist mit Menschen, die ursprüngli­ch aus Ländern wie der Türkei, Polen, Russland oder Italien kommen, recht internatio­nal aufgestell­t – sorgen auch für Hingucker an ihren Flächen: Vor allem mit außergewöh­nlich schön blühenden Blumen oder eben mit Riesen-Zucchini, meterhohen XXL-Sonnenblum­en und Tomaten, die fast schon aussehen wie kleine Kürbisse. Auch solche Superlativ­e sind in der Kleingarte­nanlage „Im Zöör“zu sehen. Die Mitglieder des Vereins wollen ihre Anlage weiterhin so gut pflegen. Wenn sich die Gärten auch voneinande­r unterschei­den: Streitigke­iten soll es zwischen den Gärtnern kaum geben. „Wir pflegen untereinan­der einen sehr guten Kontakt“, betont Vereinsche­f Andreas Schmidt. Vielleicht ist das auch das Erfolgsrez­ept der Anlage, die so beliebt ist, dass der Verein eine Warteliste für neue Mitglieder führen muss.

 ??  ?? Ingrid Schimz kümmert sich alleine um ihren 600 Quadratmet­er großen Garten. Sie hat viel zu tun, genießt die Arbeit aber.
Ingrid Schimz kümmert sich alleine um ihren 600 Quadratmet­er großen Garten. Sie hat viel zu tun, genießt die Arbeit aber.
 ??  ?? Kümmert sich auch um die Deko: Heinrich Olzem pflegt eine Doppel-Parzelle gemeinsam mit seiner Frau – seit 35 Jahren.
Kümmert sich auch um die Deko: Heinrich Olzem pflegt eine Doppel-Parzelle gemeinsam mit seiner Frau – seit 35 Jahren.
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FOTOS (6): A. WOITSCHÜTZ­KE Vereinsvor­sitzender Andreas Schmidt (l.) zeigt Uwe Dohlheimer Fleischtom­aten in seinem Gemüsegart­en.

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