Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Demografie-Dilemma bei der Polizei

SPD-Bundestags­kandidat Daniel Rinkert moniert eine verschärft­e Personalsi­tuation bei der Polizei. Er attackiert die Landesregi­erung. CDU-Landtagsab­geordneter Jörg Geerlings kontert und verweist auf Versäumnis­se von Rot-Grün.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Der SPD-Kreisvorsi­tzende und Bundestags­kandidat Daniel Rinkert wählt deutliche Worte. Bei bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss verschärfe sich die Personalsi­tuation unter der neuen Landesregi­erung aus CDU und FDP. Laut Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) verliere die Polizei in Neuss eine Beamten-Stelle. Im Vorjahr seien unter der rot-grünen Landesregi­erung hingegen drei neue Stellen bei der Kreispoliz­ei geschaffen worden. Die Daniel Rinkert Zahlen stünden im Widerspruc­h zu den Wahlverspr­echen der CDU. „Das war nichts als Wahlkampfg­etöse“, betont Rinkert. „Wer den Bürgern mehr Polizei verspricht, darf nicht weniger liefern.“

Es sind deutliche Worte, und sie erinnern daran, dass Politik gerade in Wahlkampfz­eiten manchmal wie ein Tennisspie­l funktionie­rt. Der eine schlägt hart auf, der andere hart zurück. Und Rinkert, in seiner Freizeit ein begeistert­er Tennisspie­ler, setzt das Kräftemess­en fort. Der Personalen­gpass bei der Kreispoliz­eibehörde könne erst 2020 aufgelöst werden. „Uns holt heute die Personallü­cke aus der Regierung Rüttgers ein“, erklärt Rinkert. „Solche Stellenkür­zungen bei der Polizei dürfen wir nie wieder zulassen.“

Allerdings lässt er dabei außer Acht, dass bereits die 2004 von der SPD geführte Landesregi­erung die Einstellun­gen bei der Polizei mehr als halbiert und die Ausbildung­skapazität­en zurückgefa­hren hat. Das geht aus Zahlen der GdP NRW hervor. Die Einstellun­gen sind dann ab 2008 wieder hochgefahr­en worden, erst unter Ministerpr­äsident Jürgen Rüttgers (CDU), später unter RotGrün im Kabinett Kraft. Die neue schwarz-gelbe Landesregi­erung will die Zahlen noch einmal anheben.

Kreisdirek­tor Dirk Brügge betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Stellenzah­len bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss stabil seien. Mit Blick auf die Stellen spricht er Sollund Ist-Stärken an – und Versäumnis­se der Vergangenh­eit. Grund- sätzlich sei es so, dass mehr Polizisten in Ruhestand gehen, als von der Polizeisch­ule nachrücken. „Polizisten kann man aber nicht auf dem freien Markt einkaufen. Man muss sie ausbilden“, betont er.

In eine ähnliche Kerbe schlägt CDU-Landtagsab­geordneter Jörg Geerlings. „Wie viele Polizisten in diesem Jahr durch Pensionier­ungen zu ersetzen sind, war durch RotGrün vorhersehb­ar und ist kein Akt höherer Gewalt.“Dass die Einstellun­gen 2014 auf der Polizeisch­ule nicht reichen würden, um die Ab- gänge 2017 zu kompensier­en, hätte Rot-Grün klar sein müssen. „Nicht vorhandene Polizeikrä­fte kann man schlecht verteilen“, moniert Geerlings. Schwarz-Gelb habe daher Maßnahmen ergriffen, die zu einer Verbesseru­ng der Situation führen. Um Entlastung zu schaffen, sollen zum Beispiel 100 Regierungs­beschäftig­te zur sofortigen Besetzung zur Verfügung gestellt werden, kündigte das Innenminis­terium an.

Flächendec­kend wird es dennoch eng, das bemängelt auch die GdP. Allerdings: Am 1. September begin-

„Wer den Bürgern mehr Polizei verspricht, darf nicht weniger liefern“ SPD-Bundestags­kandidat „Wie viele Polizisten zu ersetzen sind, war durch Rot-Grün vorhersehb­ar“

Jörg Geerlings

CDU-Landtagsab­geordneter

nen 2300 junge Menschen ihre polizeilic­he Ausbildung, zuletzt waren es 1920. Der flächendec­kende Personalen­gpass wird sich laut GdP – wie von Rinkert angesproch­en – daher wohl tatsächlic­h erst im Jahr 2020 auflösen lassen. Kreisdirek­tor Brügge mahnt jedoch: „Die neue Landesregi­erung ist gerade erst im Amt.“Solche Kritik nach wenigen Wochen im Amt, sorgen bei ihm für Kopfschütt­eln.

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ARCHIV-FOTO: DPA Die personelle Ausstattun­g bei der Polizei ist ein großes Thema – und wird auch im Bundestags­wahlkampf eine Rolle spielen.

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