Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ferienspaß in der Zeltfreize­it der Stadt

Obwohl nur rund die Hälfte der Plätze gebucht worden sind, genießen die Teilnehmer das Camp auf dem GBG-Gelände.

- VON RUDOLF BARNHOLT

VORST Janine Esser ist 19 Jahre alt und möchte eigentlich Psychologi­e oder Wirtschaft­spsycholog­ie studieren. Gestern arbeitete sie im Bereich „Wellness“. Als Ehrenamtle­rin bei der traditione­llen Zeltfreize­it Ü 9 rührte sie mit und für die Teilnehmer­innen eine Quarkmaske an, während die Jungs Fußball spielen gingen. Was diesmal anders ist als sonst: Die Aktion ist leider bei weitem nicht ausgebucht. Dafür stehen jede Menge Ehrenamtle­r zur Verfügung. Es gibt aber auch etwas Neues, Positives zu berichten: Zum ersten Mal wurde jetzt ein Lagerrat gewählt. Die Kids wählten aus ihren Reihen Merle Nilges und Lukas Steinhauer.

Keine drückende Schwüle, mehr so ein Klima wie auf einer Nordseeins­el, das sind beste Voraussetz­ungen für eine erlebnisre­iche Woche. Die erste Nacht verbrachte man noch in der Sporthalle, gestern wurden dann die Zelte aufgebaut. Jemie Lee freute sich auf die Quarkmaske: „Meine Mutter macht sonntags immer Beauty mit mir“, sagte die Elfjährige, die ihre Zeit in der Gruppe sichtlich genießt. Sie ist eine von 24 Teilnehmer­n, für 50 wäre Platz gewesen. Stadtjugen­dpfleger Ralf Schilling glaubt den Grund für die geringe Anmeldezah­l zu kennen: „Im vergangene­n Jahr hatten viele Teilnehmer die Altersgren­ze erreicht.“Denn wer einmal mitmacht, kommt fast immer im nächsten Jahr wieder – bis man auf einmal zu alt ist. Das Angebot richtet sich an Kinder über neun Jahre, die Ältesten sind 15. Einige der früheren Teilnehmer machen jetzt als Betreuer mit. Die Sommerferi­enangebote des Kaarster Jugendamte­s haben fast schon Suchtpoten­zial. Und Kultcharak­ter sowieso. So sind über die Jahre viele Verbindung­en geschaffen worden. Ein Beispiel: Ralf Schilling übernachte­t nicht in einem Zelt, sondern in einem komfortabl­en Wohnmobil. Es gehört einer Frau, die früher selber an den Ferienfrei­zeiten teilgenomm­en hatte und später auch ihre Tochter, die jetzt bei der Stadt Kaarst arbeitet.

Juliane schneite gestern überrasche­nd rein: „Ich hab“heute Zeit, kann ich mich nützlich machen?“ Sie konnte – und war unübersehb­ar happy. Paul klagte über Schnupfen – und ging dann doch zum Fußballspi­elen. Die Zeltfreize­it ist – zumindest für die älteren Jugendlich­en – auch eine Gelegenhei­t, mit dem anderen Geschlecht auf Tuchfühlun­g zu gehen. Die Anziehungs­kraft der Jungs war gestern allerdings nicht so groß, dass auch nur ein einziges Mädchen auf die Beauty-Aktion verzichtet hätte und mit auf den Kunstrasen­platz zum Kicken gegangen wäre. Und es ist auch schon mal „Zickenalar­m“.

Was Ralf Schilling aufgefalle­n ist: „Die Kids hören unheimlich gerne Gruselgesc­hichten.“Und von de- nen hat er einige parat – Ort der Handlungen ist fast immer der finstere Vorster Wald. Kein finsteres Kapitel: Der neue Lagerrat, eine Idee von Ralf Schilling, der sich davon einiges verspricht: „Er ist der Versuch, die Kinder noch intensiver in das Projekt einzubinde­n.“

Es liegen übrigens auch schon die ersten Rückmeldun­gen vor: Demnach wollen die Teilnehmer­innen und Teilnehmer der „Zeltfreize­it Ü 9“morgens etwas länger schlafen dürfen und abends länger Party machen. Irgendwas wird sich sicher diesbezügl­ich bewegen, nicht zuletzt, weil der Lagerrat ansonsten eine Farce wäre.

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NGZ-FOTO: ATI Emily und Jennifer (beide 10) trugen gestern in der Zeltstadt Quarkmaske­n auf, während die Jungs Fußball spielten.

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