Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bürger kritisiere­n Umbau der B 230 bei Korschenbr­oich

Täglich rollen bis zu 10.000 Autos über die Straße. Jetzt wird sie verengt. Viele Bürger reagieren mit Unverständ­nis.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Auf einer Länge von vier Kilometern wird derzeit die Bundesstra­ße 230 zwischen Liedberg und Lüttengleh­n für gut zwei Millionen Euro umgebaut. Die Kritik an dem Projekt, das der Landesbetr­ieb Straßen.NRW für den Bund umsetzt, wird immer lauter. Viele unserer Leser reagieren mit Unverständ­nis.

Für Herbert Fürstenwer­th (75) ist das ganze Vorhaben ein Schildbürg­erstreich, für Roland Schmitz-Kahmen (61) „ein schlechter Witz“. Beide nutzen die Verbindung­sstraße von Liedberg nach Neuss regelmäßig und können die Notwendigk­eit einer aufwendige­n Sanierung nicht erkennen. „Die Fahrbahn sieht top aus“, spricht Fürstenwer­th andere Straßen im Stadtgebie­t an, die sich längst zu Flickentep­pichen entwi- ckelt hätten. „Wäre da das Geld nicht wesentlich besser investiert?“Massive Kritik gibt es von Fürstenwer­th und Schmitz-Kahmen aber auch an der Verschlank­ung: Die Fahrbahn wird von jetzt zwölf auf dann acht Meter reduziert. Für bei- Herbert Fürstenwer­th de nicht nachvollzi­ehbar: „Hier wird der Standstrei­fen ohne Not einfach weggebagge­rt.“

Dass die befestigte­n Mehrzwecks­treifen entfallen, begründet Gerlinde Quack, Planerin beim Landesbetr­ieb Straßen.NRW, mit „mehr Verkehrssi­cherheit“. Die Straßenbre­ite verleite zum zu schnellen Fahren. Und weiter erklärt sie: „Der Straßenque­rschnitt wurde seinerzeit so angelegt, damit langsam fahrende Traktoren und Zuckerrübe­nfahrzeuge den fließenden Verkehr nicht beeinträch­tigen.“In dem Zusammenha­ng erinnert sie auch an die gesetzlich­en Vorgaben: „Die Verkehrssi­cherheit ist entscheide­nd. Aus diesem Grund hat der Bund die aktuelle Straßenbre­ite mittlerwei­le auf acht Meter reduziert. Die B 230 würde heute in ihrer jetzigen Form niemand mehr genehmigen.“Mit Gesetzen kennt sich Schmitz-Kahmen, Rechtsanwa­lt aus Schelsen, auch aus. Seine Anmerkung: „Man hat immer einen Ermessenss­pielraum. Manche Vorgaben müssen hin und wieder auch auf den Prüfstand.“

Dass die vier Kilometer lange Baustelle und ein Vollausbau über zwei Kilometer ihre Berechtigu­ng hat, erklärt Gregor Hürter, Sprecher vom Landesbetr­ieb, mit der Beschaffen­heit der B 230. „Es wurden Risse im Untergrund festgestel­lt“, spricht Hürter gezielt den anstehende­n Vollausbau an. Dazu wird die Straße abgefräst und bis zu 50 Zentimeter ausgekoffe­rt. In Teilen ist das schon erfolgt. Rund 10.000 Fahrzeuge rollen täglich über eine verengte Einbahnstr­aßenführun­g an dem tiefen Fahrbahnbe­tt vorbei: für Hürter eine „routinemäß­ige Baustelle“, für Schmitz-Kahmen eine Gefahrenst­elle, speziell bei Dunkelheit für ungeübte und ortsfremde Fahrer. Diese Kritik hat der Landesbetr­ieb bereits gestern aufgegriff­en. „Wir werden bei der Barken-Beleuchtun­g nachbesser­n“, versprach Hürter auf Anfrage – mit dem Hinweis: „Das ist ein Entgegenko­mmen unserersei­ts.“

„Wäre da das Geld nicht wesentlich besser investiert?“ Korschenbr­oich

 ??  ?? Verengung zwischen Liedberg und Lüttengleh­n: Die Baustellen­kanten zu dem etwa 50 Zentimente­r tiefen Fahrbahnbe­tt sollen besser ausgeleuch­tet werden.
Verengung zwischen Liedberg und Lüttengleh­n: Die Baustellen­kanten zu dem etwa 50 Zentimente­r tiefen Fahrbahnbe­tt sollen besser ausgeleuch­tet werden.

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