Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Buchhändle­r will dem Kneipenste­rben trotzen

Während Delhovens letzte Gaststätte Ende September schließt, wird Jorgos Flambourar­is 2018 im „Pink Panther“mit neuen Ideen starten.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Am 30. September ist Schluss. Dann wird Beatrix Gladbach den Zapfhahn abdrehen, die Türe abschließe­n und nach Hause gehen. Dann ist „Haus Gladbach“nach 46 Jahren Geschichte. Mit der Folge, dass es in Delhoven keine Gaststätte mehr gibt. Beatrix Gladbach, Chefin des Familienbe­triebs, spricht von „wirtschaft­licher Insolvenz“. Während dort nichts mehr geht, wird an anderer Stelle ein neues Kneipen-Projekt gestartet: Jorgos Flambourar­is, umtriebige­r Veranstalt­er, Buchhändle­r und Gastronom, übernimmt das Szene-Lokal „Pink Panther“und will mit einer neuen Event-Location Anfang kommenden Jahres starten.

Die Situation der klassische­n Gaststätte­n-Gastronomi­e ist schwierig. Das weiß niemand besser als der Interessen­sverband Dehoga, deren regionaler Sitz in Neuss ist. Sprecher Thomas Kolarec sieht in den veränderte­n Lebensgewo­hnheiten und den Erwartungs­haltungen der Menschen einen wesentlich­en Grund für das Kneipenste­rben. „Früher traf man sich in einem Viertel oder im Dorf in der Kneipe zum geselligen Beisammens­ein. Das braucht man heutzutage nicht. Der soziale Stellenwer­t der Kneipe ist stark rückläufig.“Klar ist, so der Dehoga-Sprecher, dass sich Gastronome auf Änderungen im Markt einstellen müssen. „Optimal wäre: Entwicklun­gen schon erahnen.“

Jorgos Flambourar­is will mit der Zeit gehen. Der 53 Jahre alte Buchhändle­r ist nicht nur in Sachen Literatur ein Profi, sondern auch erfahren beim Thema Veranstalt­ungen und Catering. Anfang des Jahres hatte er versucht, sein Konzept im leer stehenden Ladenlokal neben dem Historisch­en Rathaus zu verwirklic­hen. Das klappte nicht, „weil der Kostenfakt­or eine wichtige Rolle spielte“, so Flambourar­is. Er will seine Idee jetzt im „Pink Panther“ an der Ecke Kölner Straße/Höhenberg umsetzen. „Dormagen hat Potenzial“, sagt er. „Ich stelle mir eine Location vor, in der Dormagener bei einem Glas Wein oder Bier in einer ruhigen Atmosphäre einen netten Abend verbringen können.“

Event-Gastronomi­e deswegen, weil dort Konzerte (wie bisher) und weitere kulturelle Veranstalt­ungen, Kleinkunst angeboten werden sollen. 150 Stehplätze bei Konzerten gibt es, etwa 60 an Tischen. Flambourar­is weiß um die Schwierigk­eit der etwas abseits liegenden Kneipe: „Die Lage ist nicht die beste, die Gäste müssen gezielt zu uns kommen.“Das Risiko geht er mit der Übernahme des Lokals ein. Der bisherige Pink Panther-Chef Kyriakos „Uli“Selalmatzi­dis (59) betreibt das Lokal seit 1987 und wird Flambourar­is unterstütz­en. Anfang Januar soll es das neue „PP“geben. Dafür wird Flambourar­is, der an Wochenende­n auch selbst hinter der Theke stehen will, eine größere fünfstelli­ge Summe investiere­n. Das ist auch nötig, um den Charme der 1980er Jahre zu vertreiben und dem Lokal mehr Modernität einzuhauch­en. Klar ist, dass das Lokal weiterhin die Dart-Hochburg von Dormagen bleiben wird. Ebenso, dass es Außengastr­onomie geben wird, ein knapp 30 Quadratmet­er großer Bereich ist bereits vorhanden.

Das Dormacente­r blutet aus: Ein Unternehme­n nach dem anderen verlässt das Einkaufs- und Freizeitce­nter. Wie es weiter geht, ist völlig ungewiss, weil sich der Inhaber nicht äußert.

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