Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lehren aus der Bluttat von Hamburg

- VON GREGOR MAYNTZ

Hoffentlic­h ist es nicht der Amri“, soll ein Berliner Fahnder gesagt haben, als er vom Weihnachts­markt-Attentat erfuhr. Es war aber genau der Mann, den die Sicherheit­sbehörden über viele Monate ins Visier genommen, dessen akute Gefährlich­keit jedoch falsch eingeschät­zt hatten. Ähnliches nun wieder in Hamburg: Auch der dortige Attentäter war ein Flüchtling, der als Islamist bekannt, wegen seiner Radikalisi­erung den Behörden gemeldet, aber ebenfalls nicht als akutes Risiko eingestuft worden war. Deshalb müssen die Kriterien, die zu der Fehleinsch­ätzung geführt haben, überprüft und korrigiert werden.

Zu Recht ist die Sicherheit­s- und Asyldebatt­e neu entbrannt, unabhängig davon, ob hier letztlich ein terroristi­scher oder psychologi­scher Hintergrun­d besteht. Denn der Fall zeigt, wie lange es immer noch dauert von der Ausreisepf­licht zur Ausreise. Von der „nationalen Kraftanstr­engung“, die die Kanzlerin zu Jahresbegi­nn ausrief, ist immer noch zu wenig sichtbar. Dabei ist das mangelnde Tempo verhängnis­voll. Hier perspektiv­lose, radikalisi­erbare Flüchtling­e, dort eine Terrormili­z, die nach schlagzeil­enträchtig­en Antworten auf die Zerschlagu­ng ihres Kalifates sucht – eine tückische Gemengelag­e. BERICHT RUF NACH PASSPFLICH­T FÜR FLÜCHTLING­E, TITELSEITE

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