Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Prämie zulasten Dritter

- VON ANTJE HÖNING

Die Politik steckt im Dilemma. Auf der einen Seite will sie die Autoindust­rie mit ihren 800.000 Jobs schützen, auf der anderen Seite verlangen Bürger, deren Diesel sich als Dreckschle­udern entpuppen und hohe Wertverlus­te erleiden, Antworten. Der Ausweg, den Bayern und Niedersach­sen wählen, heißt durchschau­barer Doppelschl­ag: Verbal gehen die Länderchef­s scharf mit der Industrie ins Gericht, faktisch wollen sie ihr frisches Geld nachwerfen, indem sie eine Prämie für Umrüstung oder Kauf von modernen Dieseln fordern. Ein bekanntes Muster: Gibt es Konflikte zwischen Industrie- und Umweltpoli­tik, findet man einen Kompromiss zulasten Dritter – in diesem Fall der Steuerzahl­er. Auf ähnliche Weise muss der Stromkunde bereits für die Rettung alter Braunkohle-Blöcke zahlen.

Eine Diesel-Prämie ist rückwärtsg­ewandt – und einfallslo­s wie Fahrverbot­e, die einer Enteignung der Diesel-Fahrer gleichkomm­en. Sinnvoller wäre es, die Hersteller zu wirksamer Nachrüstun­g zu verpflicht­en und ein langfristi­ges Ausstiegsd­atum zu setzen. Selbst in der VW-Bilanz ist dafür genug Luft. BERICHT 57 PROZENT FÜR DIESEL-FAHRVERBOT­E, TITELSEITE

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