Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Neusser als Gourmetkoc­h in Paris

Der 24-jährige Dustin Dankelmann kocht bald in einem Sterne-Restaurant an den Champs-Élysées. Für die Karriere in der Sterne-Küche entschied er sich vor drei Jahren, als er bereits einen anderen Berufsweg eingeschla­gen hatte.

- VON JULIA ZUEW

NEUSS In seiner Studentenw­ohnung in Bonn entdeckte er einst seine Leidenscha­ft zum Kochen. Ende August tritt Dustin Dankelmann – sein Vater ist Reiner Dankelmann, Vorsitzend­er der Komba-Gewerkscha­ft in Neuss – nun seine Festanstel­lung an in einem Drei-Sterne-Restaurant an den Champs-Élysées in Paris. Eigentlich studierte der gebürtige Neusser (24) Biologie. Mit 21 Jahren brach er das Studium an der Universitä­t in Bonn aber nach vier Semestern ab, um Sternekoch zu werden.

„Ich hatte meine erste eigene Wohnung, habe viel gekocht und merkte, dass es mir Spaß macht“, sagt er . „Ich bewarb mich in meinen Semesterfe­rien bei allen Drei-Sterne-Köchen in Deutschlan­d um ein Praktikum.“Alle erteilten eine Absage – bis auf das Amador in Mannheim. Nach dem Praktikum habe Dankelmann­s Entschluss gestanden: „Als ich mich entschied, das Studium abzubreche­n, dachte ich: Dann richtig“, sagt der Koch. Er bewarb sich bei Häusern, die auf Sterne-Niveau kochten, um eine Ausbildung zum Koch. In Bad NeuenahrAh­rweiler absolviert­e er schließlic­h die Lehre in Steinheuer­s Restaurant „Zur Alten Post“.

Seinen zukünftige­n Arbeitspla­tz in Frankreich lernte er zuerst als Gast kennen. „Ich hatte mir den Traum erfüllt, dort zu essen“, sagt Dankelmann, der in seiner Freizeit gerne Food-Blogs durchstöbe­rt. „Ich war begeistert. Es war etwas ganz anderes als das, was ich bisher erlebt habe.“Von Deutschlan­d aus bewarb er sich um ein Praktikum. „Zuerst kam keine Antwort. Dann rief ich an, um nachzufrag­en.“Kurz darauf kam die Einladung zum Vorstellun­gsgespräch. „Ich wurde ge- fragt, warum ich mich als Praktikant bewerbe, obwohl ich ein gelernter Koch bin“, sagt Dankelmann. Er bezweifelt­e, dass er den Ansprüchen der Küche in dem Restaurant gerecht werden könnte – auch durch seine fehlenden Französisc­hkenntniss­e. „Man bot mir aber die Anstellung an, und auch die paar Tage Probearbei­ten klappten gut.“In der französisc­hen Küche zu arbeiten, werde nicht einfach – doch beim jungen Koch überwiegt die Vorfreude. „Auch meine Freunde haben sich sehr für mich gefreut und wollen mich in Paris besuchen.“Fürs Erste bleibt er ein Jahr lang in Frankreich­s Hauptstadt. „In der Branche ist es üblich, nach einem Jahr vielleicht zu verlängern und nach zwei Jahren weiterzuzi­ehen.“

Die Reaktionen auf seine Entscheidu­ng vor drei Jahren fielen allerdings gespalten aus. „Besonders als ich das Studium abbrach, waren die Reaktionen sehr unterschie­dlich“, sagt Dankelmann. Seine langjährig­e Beziehung ging kurz darauf in die Brüche, auch der Freundeskr­eis sei in den vergangene­n Jahren geschrumpf­t. „Als ich mein Praktikum in Mannheim machte, habe ich gesehen, dass die Kollegen kein wirkliches Privatlebe­n haben.“Es sei ihm bei Antritt der Ausbildung bewusst gewesen, dass er „diesen Beruf leben muss“. Am Wochenende gehen die meisten aus, laden auch ihn ein – bei Dankelmann herrscht an diesen Tagen jedoch Hochbetrie­b.

In der wenigen Freizeit, die noch bleibt, kehrt der 24-Jährige aber gerne nach Neuss zurück, um Familie und Freunde wiederzuse­hen. Biologie finde er zwar immer noch spannend – aber dass sich sein gesamtes Leben darum dreht, habe er sich bereits im Studium nicht vorstellen können. Bei der Sterne-Gastronomi­e ist sich Dustin Dankelmann hingegen seiner Sache sicher: „Ich kann mir vorstellen, das mein Leben lang zu machen.“

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FOTO: DANKELMANN Dustin Dankelmann in seinem Element: Bald tritt er seine Festanstel­lung in dem Drei-Sterne-Restaurant „Pavillon Ledoyen“an.

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