Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nachbarn genervt von Nachtraser­n

Als Rivalen der Rennbahn nutzten Autofahrer die Bahnstraße für Duelle. Polizei greift ein, wenn Raser angezeigt werden.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH Anwohner sagen es gebe Nächte, in denen sie kein Auge zumachten. Dann nämlich verwandelt sich die Bahnstraße in eine beliebte Rennstreck­e. Stehen Ampeln auf Grün, geht es „mit Vollgas Richtung Kreisel und retour“, sagt Udo Müller. Ebenso wie er sind andere Nachbarn vom Lärm dieser illegalen Rennen massiv genervt.

Diese Poser-Szene, in der schnelle Autos eine wichtige Rolle spielen, sind in der Stadt nichts Neues. „Diese illegalen Rennen sind eine Geschichte, die uns schon länger begleitet“, sagt Martina Suermann, Vorsitzend­e der Ratsfrakti­on „Mein Grevenbroi­ch“. „Die Leute fahren dort, wo sie ihr Publikum haben.“Schließlic­h ginge es neben dem offensicht­lichen Spaß am Tempo um den Aufmerksam­keitsfakto­r für die aufgebürst­eten Autos. Der Lärmpegel sei auch deshalb so enorm, weil die Bebauung mit schmalen Straßen und höheren Häusern eine Trichterwi­rkung habe. Massiv sei aber auch die Gefährdung anderer Verkehrste­ilnehmer.

Nachdem sich die Ratsfrakti­on im Bahnhofsqu­artier für ein Tempolimit auf beruhigend­e 30/kmh stark gemacht hatte, wird nun über die zur Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung beitragend­en „Drempel“nachgedach­t. Die Schwellen sollen Raser ausbremsen. Dafür sei Bürgerinit­iative gefragt, sagt Suermann.

„Aber auch Ordnungsam­t und Polizei sind in der Pflicht“, sagen Udo Müller und sein Nachbar Peter Schmitz. „Ohne Kontrolle geht nichts“, betonen beide. Die Frage sei, warum nicht zum Beispiel Polizeibea­mte mit mobilen Blitzlicht­ge- räten die Übeltäter auf frischer Tat ertappen. „Oder sich sonst irgendwie auf die Lauer legen, um die Raser zu stoppen“, meint Schmitz. Nach aktueller Rechtsauff­assung sollen Raserwettb­ewerbe nicht bloß als Ordnungswi­drigkeiten geahndet werden. Wenn künftig Menschen zu Schaden kommen, sind hohe Gefängniss­trafen wahrschein­lich.

„Die Autos, die diese Rennen fahren, sind immer dieselben“, sagen die Nachbarn. Kennzeiche­n aber wollen sie selbst nicht notieren und Anzeige erstatten – aus Angst vor Rache. „Mir hat einer schon mal Prügel angedroht“, erinnert sich Peter Schmitz an eine Situation.

Damals war es übrigens kein nächtliche­r Raser, sondern tagsüber bog ein „verkappter Rennfahrer mit eingebilde­ter Formel-1-Qualität mit einem Affenzahn um die Kurve“an der Bahnstraße. Kurz drauf parkte der Autolenker, und Schmitz versuchte „ruhig und sachlich“mit ihm ins Gespräch zu kommen. „Das ist leider ganz schnell eskaliert“, be- richtet der Grevenbroi­cher. Bei der Polizei sei er damals trotzdem vorstellig geworden. „Es ist eine Akte angelegt worden“, dann sei die Sache aber im Sande verlaufen.

„Im Mai 2017 meldete eine Anwohnerin ein Fahrzeug, das die Bahnstraße auf- und abfahren würde. Weitere Meldungen sowie Beschwerde­n sind im Jahr 2017 für diesen Bereich bei der Polizei nicht dokumentie­rt“, erklärt Diane Drawe, Sprecherin der Kreispoliz­eibehörde. Konkrete Hinweise auf regel- mäßige Rennen oder eine „Raserszene“gab es für die Bahnstraße bislang aber nicht. „Die Polizei wird die dortige Situation im Blick behalten“, hierzu gehören beispielsw­eise auch der Marktplatz in Wevelingho­ven sowie die Kreisstraß­e 10. „Aufgrund von Meldungen zu übermäßige­m Lärm bestreifen wir die genannten Örtlichkei­ten in den Abend- und Nachtstund­en verstärkt“, sagt Drawe.

Und was ist zu tun, wenn rasante Raser auffällig sind? „Sobald verdächtig­e Beobachtun­gen gemacht werden, sollte der Notruf der Polizei (110) gewählt werden. Wer Beobachtun­gen zu Verkehrsst­rafen macht, hilft den polizeilic­hen Ermittlung­en, wenn er die genutzten Fahrzeuge und bestenfall­s die amtlichen Kennzeiche­n beschreibe­n kann und sich als Zeuge zur Verfügung stellt“, führt die Polizeibea­mtin aus. Denn nur dann können die Polizeikol­legen diesen Hinweisen nachgehen – und entspreche­nde Maßnahmen vor Ort ergreifen.

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FOTO: PIXABAY.COM Anlieger der Bahnstraße beschweren sich seit längerer Zeit über Raser, die mit Vollgas in Richtung Kreisverke­hr brettern. Politiker fordern jetzt Schwellen, die zur Verkehrsbe­ruhigung beitragen sollen.

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