Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Den Sportlern Zukunftsängste nehmen“
einen Praktikumsplatz benötigten. Jetzt läuft das alles zum ersten Mal geregelt und geplant und wir können hoffentlich daraus ein Modell für die Zukunft entwickeln.
Wie sind Sie auf Westnetz und auf Alexandra Höffgen gekommen?
BRÜGGEMANN Auf Westnetz, weil wir schon lange mit RWE und Innogy zusammenarbeiten. Und weil es fachlich für eine Maschinenbaustudentin passt. Und auf Alex, weil sie genau die richtige ist, die man für ein solches Pilotprojekt braucht: Ehrgeizig, zielstrebig, aufgeschlossen – solche Eigenschaften müsste sich doch jeder Arbeitgeber wünschen. Und auch wenn es sich ein bisschen komisch anhört: Dass Alex aus Verletzungsgründen ihre Saison abbrechen musste, war in dieser Hinsicht ein Glücksfall – wann hat ein Leistungssportler sonst drei Monate am Stück Zeit, um wirklich am Berufsleben teilzunehmen und nicht bloß hinein zu schnuppern?
Warum setzen Sie so stark auf das Projekt Zwillingskarriere?
BRÜGGEMANN Weil es in meinen Augen der einzig gangbare Weg ist, in Deutschland den Spitzensport zu fördern. Wir können nicht alle Spitzensportler bei der Bundeswehr parken oder sie mit Stipendien während des Studiums unterstützen – und dann, wenn die Sportkarriere oder das Studium oder beides gleichzeitig vorbei ist, dann stehen sie vor dem Nichts. Stattdessen müssen wir sie schon während ihrer Sportkarriere auf die Zeit danach vorbereiten, möglichst schon Vorsorge treffen, dass sie danach einen Arbeitsplatz finden. Wenn ich damit erst nach Karriereende anfange, ist es meist schon zu spät. Mit anderen Worten: Wir müssen dafür Sorge tragen, den Sportlern Zukunftsängste zu nehmen, denn die sind bestimmt nicht leistungsfördernd.
Und Sie haben Hoffnung, dass das Modell funktioniert?
BRÜGGEMANN Das hängt von beiden Seiten ab. Das Modell ist ja so angelegt, dass die Zusammenarbeit nicht nach drei Monaten Praktikum endet. Der Idealfall wäre, wenn Unternehmen und Sportler weiter in Kontakt bleiben bis hin zu einer Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis nach Ende der Sportkarriere. Damit das funktioniert, muss ein Unternehmen Verständnis für den Sportler und seine Belange haben. Und der Sportler oder die Sportlerin muss das auch wirklich wollen, er oder sie darf so ein Praktikum nicht bloß als Pflicht oder als kleinen Nebenverdienst ansehen.
Was wünschen Sie sich in diesem ganz speziellen Fall?
BRÜGGEMANN Dass Alexandra Höffgen in drei Jahren von den Olympischen Spielen aus Tokio zurückkommt und danach eine Arbeitsstelle bei Westnetz antritt.