Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Richter: Personalma­ngel lähmt Justiz

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BERLIN (rtr) Wegen Personalma­ngels können Polizei und Strafjusti­z nach Aussage ihrer Berufsverb­ände die innere Sicherheit nur noch mit Abstrichen gewährleis­ten. Bundesweit fehlten mindestens 2000 Richter und Staatsanwä­lte sowie 20.000 Polizisten, warnten Deutscher Richterbun­d und Gewerkscha­ft der Polizei.

Staatsanwa­ltschaften und Gerichte würden sich deshalb immer häufiger damit behelfen, Verfahren einzustell­en. „Von den fünf Millionen erledigten Strafverfa­hren wurde 2015 ein Drittel mit oder ohne Auflagen eingestell­t“, sagte der Vorsitzend­e des Richterbun­des, Jens Gnisa. Zehn Jahre zuvor habe die Quote bei einem Viertel gelegen.

Besonders alarmieren­d sei die Freilassun­g dringend Tatverdäch­tiger aus der Untersuchu­ngshaft, wenn Verfahren zu lange dauerten. „Pro Jahr kommt das im Moment zwischen 40 und 45 Mal vor“, sagte Gnisa. Dabei handle es sich um Verdächtig­e, denen erhebliche Straftaten vorgeworfe­n würden. Es klemme in der Justiz an allen Ecken und Enden. Gnisa: „Ich habe auch das Gefühl, dass der Bürger das immer mehr spürt und an der Sicherheit in seinem Land zweifelt.“Wegen der Pensionier­ungswelle werde sich die Lage in den kommenden zehn bis 15 Jahren noch verschärfe­n.

GdP-Chef Oliver Malchow forderte 20.000 zusätzlich­e Polizisten und damit mehr als die von SPD und Union versproche­nen 15.000 Beamten. Vor allem die Länder müssten mehr tun. Wie brisant der Personalen­gpass sei, habe sich beim G20Gipfel in Hamburg gezeigt. Dort seien 23.000 Polizisten eingesetzt gewesen. „Da war aber auch nicht mehr drin“, erklärte Malchow. Die Polizei könne sich nicht mehr so um Sicherheit und Alltagskri­minalität kümmern, wie dies von den Bürgern gewünscht werde.

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