Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Commerzban­k: Jobabbau verursacht hohe Verluste

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Der Verlust der Commerzban­k ist im zweiten Quartal stärker ausgefalle­n als erwartet. Rund 637 Millionen Euro beträgt das Minus, nach einem Gewinn von 215 Millionen Euro im vergangene­n Jahr. Die Bank hatte schon angekündig­t, dass sie die Umbaukoste­n von 807 Millionen Euro komplett in dieser Quartalsbi­lanz verbuchen würde. Sie hatte sich Mitte Juli mit den Betriebsrä­ten auf einen Rahmenplan für den Stellenabb­au geei- nigt und will bis 2020 etwa 9600 Stellen streichen. 1500 davon hat sie schon im laufenden Jahr gestrichen. Gleichzeit­ig entstehen 2300 Jobs.

Der Verlust fiel höher aus als erwartet, weil das operative Geschäft im zweiten Quartal schwächelt­e. Die Bank erreichte 183 Millionen Euro Gewinn und damit nur gut die Hälfte des Vorjahres. Auch im ersten Vierteljah­r hatte sie mit 314 Millionen Euro noch deutlich mehr verdient. Finanzvors­tand Stephan Engels verwies zur Begründung auf die „verhaltene­n Märkte“sowie Investi- tionen in Wachstum und Digitalisi­erung. Das im vergangene­n Jahr ausgegeben­e Ziel, bis Ende 2017 rund 500.000 neue Kunden zu gewinnen, hat die Bank Ende Juni schon erreicht. Etwa 385.000 kamen allein seit Jahresbegi­nn. Aber diese Neukunden kosten, weil sie mit Prämien gelockt werden. Die haben das Geldhaus allein im ersten Halbjahr mit etwa 50 Millionen Euro belastet, sagte Finanzvors­tand Engels. Erträge brächten die neuen Kunden jedoch im Schnitt erst nach 18 Monaten, sie werden also erst im über- nächsten Jahr positiv zum Geschäft beitragen. Trotz dieser Belastunge­n wird die Bank voraussich­tlich im Gesamtjahr einen kleinen Gewinn erzielen. Dabei werden Sonderertr­äge helfen. So verkauft das Geldhaus seinen Firmensitz, den Commerzban­k-Tower, für 220 Millionen Euro an Samsung. Sie bleibt aber Mieter.

Ziel für 2020 sei es, so Engels, die „wettbewerb­sfähigste Bank in Deutschlan­d“zu werden. Dann will man die Zahl der Privatkund­en in Deutschlan­d auf 14 Millionen stei- gern, zwei Millionen mehr als 2016. Beim Abbau der Schiffskre­dite kommt die Commerzban­k gut voran: Das Portfolio ist im ersten Halbjahr um 900 Millionen auf 3,9 Milliarden geschrumpf­t, bis zum Jahresende sollen noch drei Milliarden Euro übrig sein, 2020 sollen sie ganz abgebaut sein.

Mit dem neuen Großinvest­or Cerberus aus den USA hat der Vorstand schon Kontakt aufgenomme­n. Die Amerikaner halten nun gut fünf Prozent der Anteile und sind zweitgrößt­er Aktionär nach dem Bund.

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