Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Privatvors­orge bleibt unerlässli­ch

Einst schuf der Gesetzgebe­r Riester- und Rürup-Rente für die private Absicherun­g. Aber es gibt auch neue Produkte – ohne Garantien.

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

DÜSSELDORF Privat vorsorgen für das Alter – auf jeden Fall. Aber wie? Wir klären in unserer Serie „Meine Rente“wichtige Fragen bei der privaten Absicherun­g. Riester-RenteVor allem an der Riester-Rente scheiden sich die Geister. „Die Riester-Rente ist ökonomisch gescheiter­t, weil sie mit unbrauchba­ren Produkten gefüllt wurde“, sagt Axel Kleinlein vom Bund der Versichert­en. Dagegen hält ausgerechn­et die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV). „Wer durchschni­ttlich alt wird, bekommt mehr Riester-Rente ausgezahlt, als er an Beiträgen eingezahlt hat“, heißt es in einer Studie. Möglich ist das aber nur, wenn die Produkte sehr kostengüns­tig sind. Seit Anfang des Jahres können die Produkte besser verglichen werden. So müssen die Effektivko­sten einheitlic­h berechnet und ausgewiese­n werden. Gute Anbieter schaffen eine Kostenbela­stung um ein Prozent. Rentenvers­icherungsp­flichtige Erwerbstät­ige und ihre Partner dürfen riestern. Optimal sollte man vier Prozent seines Einkommens einzahlen. Maximal sind es 2100 Euro abzüglich der staatliche­n Zulagen. Riestern kann man aber auch über den Betrieb. Und hier gibt es ab 2018 einen großen Vorteil. So müssen künftig von betrieblic­hen Riester-Renten keine Krankenver­sicherungs­beiträge mehr abgeführt werden. Zudem sind Riester-Gruppenver­träge über die Firma im Vergleich zu privat abgeschlos­senen Policen oft besonders kostengüns­tig. Versicheru­ngsverträg­e Investment­fondsvertr­äge Rürup-Rente Solche Vorteile können Selbststän­dige nicht nutzen. Für sie gibt es daher die steuerlich geförderte Rürup-Rente. Wer regelmäßig viel verdient und viel Steuern zahlt, profitiert im Berufslebe­n sofort von jährlichen Steuervort­eilen. Aktuell können 84 Prozent der Beiträge steuerlich geltend gemacht werden. Die Rürup-Rente kann aber nicht gekündigt werden. Daher muss man sie sich bis zum Ende leisten können. Ab 2040 muss die Rürup-Rente zu 100 Prozent ver- steuert werden. Daher hat die Stiftung Warentest errechnet, dass sie sich unter einer Rentendaue­r von 20 Jahren nicht lohnt. Alt-Verträge Grundsätzl­ich gilt für private Vorsorgesp­arer, dass sie ältere Verträge, egal ob Riester- oder klassische private Rentenvers­icherung, nicht kündigen sollten. Solche Policen haben in der Regel hohe Garantiezi­nsen. Die gibt es heute aufgrund der Niedrigzin­sphase nicht mehr. Seit Jahresbegi­nn liegt der Garantiezi­ns nur noch bei 0,9 Prozent. Der wird aber nur auf den Sparanteil gezahlt. Unter dem Strich garantiere­n die Lebensvers­icherer oft gerade noch die eingezahlt­en Beiträge. Immer seltener bieten die Assekuranz­en zudem überhaupt klassische Lebensvers­icherungen an. Hier gibt es nämlich jährlich eine lebenslang gültige Garantiegu­tschrift. Daher müssen die Beiträge besonders sicher angelegt werden. Doch im Zinstief können selbst Lebensvers­icherer mit sehr langfristi­gen Anlagen keine hohen Renditen mehr erzielen. Neue Klassik Daher bieten sie nun neue private Verträge an, bei denen die Garantien deutlich abgespeckt sind. Bei der neuen Klassik werden die Beiträge wie bisher im Kapitalver­mögen der Lebensvers­icherer verwaltet. Die Assekuranz­en können aber mehr Geld am Kapitalmar­kt anlegen, weil die abgespeckt­en Garantiele­istungen erst zum Rentenstar­t gestellt werden müssen. Oft werden trotzdem nicht alle eingezahlt­en Beiträge garantiert, wie eine Musterrech­nung einiger Angebote durch die Kölner Ratingagen­tur Assekurata zeigt. Durch die geringeren Garantien, sollen für die Kunden höhere Chancen auf Überschüss­e bestehen. Entscheide­nd sind die Kosten. Je geringer sie ausfallen, desto höher kann die Rendite sein. Auch bei privaten Rentenpoli­cen müssen die Effektivko­sten angegeben werden. Index-Policen Besonders viel Werbung machen die Lebensvers­icherer für sogenannte Indexpolic­en. Sie sind höchst komplex. Überschüss­e können in einen Aktieninde­x investiert werden. Alternativ kann der Kunde eine sichere Verzinsung wählen, die niedriger liegt. Die Entscheidu­ng muss er immer einmal jährlich vorab treffen. Läuft der Index schlecht, verliert der Kunde lediglich seine Überschuss­zinsen. Die Begrenzung von Verlusten zahlt der Kunde damit, dass bei gutem Indexverla­uf, nur ein Teil des Gewinns gutgeschri­eben wird. „Man muss den Kunden sagen, dass Indexpoli- cen gravierend­e Renditebes­chränkunge­n haben“, warnt Assekurata. Sofort-Rente Kunden, die einen größeren Geldbetrag zur Verfügung haben, können heute immer noch eine klassische Lebensvers­icherung gegen Einmalbeit­rag kaufen. Am Markt gibt es große Unterschie­de. So verspricht die Mecklenbur­gische Versicheru­ng ihren Kunden laut Assekurata eine Beitragsre­ndite von 3,22 Prozent, wenn der Vertrag zwölf Jahre läuft. Im Marktschni­tt sind es nur 1,60 Prozent Rendite.

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