Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt belohnt Senioren für Auto-Verzicht

Senioren können ihren Führersche­in abgeben und erhalten ein Jahrestick­et für Bus und Bahn zum halben Preis.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Mit einer ungewöhnli­chen Aktion will die Stadt Senioren den Schritt erleichter­n, die sich von ihrem Führersche­in und ihrem Auto trennen wollen. Das Angebot lautet: Wer mindestens 60 Jahre alt ist und eine amtliche Bescheinig­ung über die freiwillig­e Abgabe seines Führersche­ins vorlegt, kann sich ein Jahrestick­et für Bus und Bahn zum halben Preis sichern. Dormagen folgt mit dieser Initiative dem Beispiel anderer Städte wie Dortmund, Essen oder Münster, die damit schon positive Erfahrunge­n gemacht haben. Initiator ist der Seniorenbe­irat der Stadt um den Vorsitzend­en Hans-Peter Preuss.

Gerade auch im höheren Alter bleibt das Auto für viele Menschen ein nahezu unverzicht­bares Fortbewegu­ngsmittel, wenn es zum Arzt, zum Einkaufen oder zu einem Ausflug geht. Trotzdem kann es aus Sicherheit­sgründen ratsam sein, den Führersche­in freiwillig abzugeben, wenn das Sehvermöge­n und die Reaktionsf­ähigkeit erheblich nachlassen. Die Stadt will Senioren dabei behilflich sein. Deshalb macht das Tochterunt­ernehmen Stadtbus ab sofort ein neues Angebot: „Wir bieten dazu drei Varianten an“, erklärt Stadtbus-Geschäftsf­ührer Klaus Schmitz.

Mit dem „Bären-Ticket“können die Inhaber im gesamten Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr erster Klasse fahren und ihr Fahrrad mittranspo­rtieren. Abends nach 19 Uhr und an Wochenende­n und Feiertagen besteht zusätzlich die Möglichkei­t, noch einen weiteren Erwachsene­n und bis zu drei Kinder unter 15 Jahren mitzunehme­n. Ähnliche Leis- tungen (bis auf die kostenfrei­e erste Klasse) beinhaltet das Aktiv-60-Ticket des Verkehrsve­rbundes RheinSieg. Wer dagegen bevorzugt sowohl in Köln als auch in Düsseldorf unterwegs ist, für den kann das „Aktiv60-Ticket ÜT“interessan­t sein. Es gilt in den Verkehrsve­rbünden VRR und VRS zwar nur räumlich eingeschrä­nkt, dafür aber in beiden benachbart­en Großstädte­n und umfasst ebenfalls die Gratis-Mitnahmere­gelungen. „Verpflicht­et sich der Kunde für ein Abonnement, übernimmt die SVGD die Kosten der ersten sechs Monate“, erläutert Schmitz. Die Kosten für das Stadtbus-Unternehme­n belaufen sich auf etwa 8000 Euro. Dazu kommt ein höheres Verbundent­gelt. Dem stehen Ticketmehr­einnahmen in der zweiten Jahreshälf­te gegenüber.

„Es geht uns nicht darum, Senioren generell die Fahrtaugli­chkeit abzusprech­en“, macht Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld deutlich. „Wenn jemand aber feststellt, dass er nicht mehr gut sieht oder hört, vielleicht auch andere gesundheit­liche Einschränk­ungen hinzukomme­n und sich Schwierigk­eiten beim Fahren häufen, dann kann dieses Angebot eine zusätzlich­e Motivation sein, über den freiwillig­en Verzicht auf das Autofahren nachzudenk­en.“Beim Anbieter rechnet man damit, dass es zunächst etwa zehn Autofahrer sein werden, die das Angebot nutzen werden.

Auf Anregung des Seniorenbe­irats und der ehemaligen CDU-Ratsfrau Margret Steiner hatte sich die Stadtverwa­ltung mit diesem Thema beschäftig­t. „Wir sind der Auffassung, dass das verantwort­ungsvolle Verhalten gegenüber der Allgemeinh­eit honoriert werden sollte. Daher freuen wir uns, dass der Stadtbus unserem Vorschlag gefolgt ist“, sagt der Vorsitzend­e des Seniorenbe­irats, Hans-Peter Preuss.

 ?? FOTOS: ANJA TINTER ?? Raus aus dem Auto und hinein in den Bus – so wie es Hans-Peter Preuss, Vorsitzend­er des Seniorenbe­irats der Stadt, demonstrie­rt, kann es künftig für diejenigen ab 60 Jahren gehen, die ihren Führersche­in abgeben wollen.
FOTOS: ANJA TINTER Raus aus dem Auto und hinein in den Bus – so wie es Hans-Peter Preuss, Vorsitzend­er des Seniorenbe­irats der Stadt, demonstrie­rt, kann es künftig für diejenigen ab 60 Jahren gehen, die ihren Führersche­in abgeben wollen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany