Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neymar und der Gott des Geldes

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Führende Funktionär­e im Fußball-Zirkus haben gelegentli­ch eine recht eigenwilli­ge Sicht der Dinge. José Mourinho, zum Beispiel, hat zum bevorstehe­nden Transfer von Neymar zu Paris St. Germain diese bemerkensw­erte Feststellu­ng getroffen: „Teuer sind nur Spieler, die eine bestimmte Summe ohne eine gewisse Qualität erreichen. Neymar für 222 Millionen ist daher nicht teuer, denke ich.“Wäre er für 444 Millionen Euro teuer? Die Mourinhos des Jahres 2027 würden wahrschein­lich den Kopf schütteln. Und vielleicht hat der Original-Mourinho von 2017 sogar Recht, wenn in der englischen Liga, die er als Coach von Manchester United ganz gut kennt, für gerade

„Der Gott des Geldes verschling­t irgendwann alles“, sagt der Freiburger Trainer Christian Streich über eine Transfersu­mme von 222 Millionen Euro.

mal leicht überdurchs­chnittlich­e Fußballer Ablösesumm­en von 40 bis 50 Millionen Euro hingeblätt­ert werden.

Vergleichs­weise bodenständ­igen Menschen wird bei solchen Summen immer noch zuverlässi­g schwindlig. Christian Streich ist so ein Mensch. Er trainiert den Bundesligi­sten SC Freiburg, der stolz darauf ist, in der vergangene­n Saison erstmals den Umsatz des gesamten Klubs auf über 70 Millionen Euro getrieben zu haben. Davon könnten nicht mal zwei komplette Jahresgehä­lter für Neymar gezahlt werden. Und deshalb hat Streich gesagt: „Mir ist es egal, ob er 220 oder 440 Millionen kostet. Es löst bei mir nichts mehr aus. Ich kann keine Unter- scheidung mehr finden, es übersteigt meine Fähigkeit, das einzuordne­n.“Und seine Mahnung an all die Teilhaber dieses Geschäfts hört sich fast alttestame­ntarisch an. „Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschling­t er alles“, erklärte der Trainer.

Den Wahnsinn auf dem Transferma­rkt wird er damit nicht beenden. Das weiß Streich natürlich. Aber er hat zumindest darauf hingewiese­n, wie weit sich die Unterhaltu­ngsindustr­ie vom vermeintli­ch wahren Leben entfernt hat, in dem sich ihre Kundschaft befindet. Ehrenwert.

Die spanische Liga versucht sich zum Wächter von Sitte und Anstand aufzuschwi­ngen und Neymars Wechsel zu blockieren. Er sei mit

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