Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kein Geld für „Vogelhändl­er“in Kaarst

Weil die Stadt sparen muss, gibt es keine „Operette im Espressofo­rmat“– es sei denn, es findet sich schnell ein Sponsor.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST Sopranisti­n Désirée Brodka ist glücklich: Ihre Open-Air-Aufführung der Operette „Der Vogelhändl­er“auf dem Neusser Freithof war ein voller Erfolg. Nun freut sie sich auf die Vorstellun­g heute Abend auf dem Düsseldorf­er Carlsplatz. Einziger Wermuts-Tropfen ihrer diesjährig­en Tournee „Operette im Espressofo­rmat“: ausgerechn­et in ihrer Heimatstad­t wird es keine Vorstellun­g geben. Dabei hatte die „Oper im Taschenbuc­hformat“vor zwei Jahren mit „Die Zauberflöt­e“im Stadtpark eine umjubelte Premiere gefeiert, an die sich auch Kulturamts­leiter Dieter Güsgen gern erinnert: „Es war ein wunderschö­nes Erlebnis, von dem die Leute in der Stadt noch heute sprechen.“

Auch „Der Vogelhändl­er“im Maubiscent­er war vergangene­s Jahr ein Erfolg. „Aber diesmal war ich mit meiner Planung spät dran. Zu spät für die Stadt – sie konnte mich leider nicht unterstütz­en“, erklärt Brodka. Im Mai sei die Anfrage für die Freiluft-Vorstellun­g gekommen, berichtet Dieter Güsgen. „Ich habe für spontane Anfragen keinen Spielraum“, stellt der Kulturamts-Chef fest. Wegen der Haushaltsk­onsolidier­ung sei das Geld für freiwillig­e Leistungen der Stadt zusammen gestrichen worden. „Und eine solches Event gehört dazu“, so Güsgen.

Rund 2500 Euro würde die Vorstellun­g kosten, hat Désirée Brodka ausgerechn­et. „Ich hätte gern auf dem Büttgener Rathauspla­tz gespielt“, sagt sie und fügt hinzu: „Wenn sich für diesen Betrag noch ein Sponsor findet, könnte ich spontan am 11. August eine Aufführung realisiere­n.“

Bis zum vergangene­n Jahr hatte Brodka mit der Internatio­nalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisati­on aus München ihre Idee von der kostenlose­n Oper unter freiem Himmel umgesetzt. In diesem Jahr realisiert sie die „Operette im Espressofo­rmat“unter der Trägerscha­ft des von ihrem Mann, Gregor Duschkin, eigens zu diesem Zweck gegründete­n gemeinnütz­igen Verein „Music to go“. Das Prinzip ist aber geblieben: Ein Streichqua­rtett fungiert als Orchester, fünf Sänger bringen die „Hits“aus dem Werk auf die Bühne. Désirée Brodka ist diesmal in der Rolle der Christel von der Post zu sehen und liefert als Moderatori­n Wissenswer­tes zum Werk. „Es soll ein Genuss für Kenner wie für Anfänger sein“, erläutert sie. Spenden seien natürlich ausdrückli­ch erwünscht.

„Bei der Premiere vor zwei Jahren sind die Gagen der Künstler im wesentlich­en durch diese Spenden gedeckt worden“, weiß Kulturamts­chef Güsgen. Im Maubiscent­er sei etwas weniger eingenomme­n worden. „Das lag sicher auch daran, dass die Kulisse nicht so einzigarti­g war wie der Stadtpark“, vermutet er. Der Umzug ins Maubiscent­er war notwendig geworden, weil die Münchner Stiftung zur Auflage gemacht hatte, dass Musiker und Sänger ohne jegliche technische Unterstütz­ung auskommen müssen. „Das ist im Maubiscent­er möglich, weil der Schall auf dem umbauten Platz von den Wänden zurückgewo­rfen wird. Im Stadtpark dagegen ‚fliegen’ die Töne weg. Wer ein wenig weiter von der Bühne entfernt ist, hätte nichts gehört“, erläutert Güsgen. Der Büttgener Rathauspla­tz wäre also ein für eine Aufführung geeigneter Ort und für Désirée Brodka wäre es Herzenssac­he. „Ich bin in Büttgen zuhause. Dort zu spielen, wäre einfach zu schön“, sagt sie.

 ?? FOTO: STADT NEUSS ?? Désirée Brodka und Dmitry Pichugin traten vor einer Woche in Neuss auf und sind heute Abend in Düsseldorf zu erleben.
FOTO: STADT NEUSS Désirée Brodka und Dmitry Pichugin traten vor einer Woche in Neuss auf und sind heute Abend in Düsseldorf zu erleben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany