Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit „Quirinus“durchs Wattenmeer

Eine Mannschaft des Neusser Ruderverei­ns sticht heute mit einem Kirchboot in See. In seinem Aussehen erinnert es ein wenig an die legendären Langboote der Wikinger. Die „Wanderfahr­t“führt unter anderem nach Langeoog.

- VON DANIEL BOSS

NEUSS/NORDDEICH Petra Röder rudert zwar erst seit einigen Jahren, hat aber schon diverse Gewässer befahren. So kennt die Neusserin den Neckar, die Mosel, die Ruhr – und den Rhein sowieso. Jetzt aber steht die Salzwasser-Premiere an. Heute stechen 16 Mitglieder des Neusser Ruderverei­ns in See. „Wir unternehme­n eine Wanderfahr­t durchs ostfriesis­che Wattenmeer“, erklärt Petra Röder. „Ich bin schon ganz aufgeregt“, so die 57-Jährige.

Mit dem vereinseig­enen Kirchboot „Quirinus“, das am Samstag per Pkw-Anhänger von Grimling-

Alle Teilnehmer der Nordsee-Expedition sind mit Schwimmwes­ten ausgestatt­et

hausen an die Küste gebracht wurde, geht es zunächst von Norddeich aus nach Juist. Dann steht Langeoog auf dem Programm. Dort sind vier Übernachtu­ngen in einer Jugendherb­erge vorgesehen. Ausflüge per Boot führen die neun Männer und sieben Frauen unter anderem nach Norderney und Baltrum. „Auch Seehundbän­ke wollen wir besuchen“, erzählt Petra Röder. Insgesamt werden 70 bis 80 Seemeilen zusammenko­mmen – wenn denn das Wetter mitspielt und alle geplanten Programmpu­nkte erlaubt.

Das Kommando an Bord hat Ulrich „Uli“Müller, der diese Tour mit anderer Mannschaft vor zwei Jahren schon einmal unternomme­n hat. Gemeinsam mit seiner Frau Tordis hat der aus Neuss stammende Mann, der in Hückelhove­n lebt, alles Nötige organisier­t und geplant. Dazu gehört auch, sich die Zeiten von Ebbe und Flut zu notieren. Müller einen Seebären zu nennen, wäre sicher übertriebe­n. Doch Erfahrung hat er. Im Ruderboot saß der 57-Jährige schon als Schüler des TheodorSch­wann-Gymnasiums. Zudem besitzt er den Segelschei­n. „Den bräuchte ich aber eigentlich nicht, um unser Kirchboot im Wattenmeer zu bewegen“, sagt er.

Das ursprüngli­ch aus Finnland stammende Kirchboot ist ein speziell geklinkert­es Holzruderb­oot. Das heißt, dass sich die Planken überlappen. Die Bordhöhe ist so gestaltet, dass auch höhere Wellen dem Boot und seinen Insassen nichts anhaben können. In seinem Aussehen erinnert es ein wenig an die legendären Langboote der Wikinger. Das etwa zwölf Meter lange Boot „Quirinus“kann von 14 Personen und einem Steuermann gerudert werden.

Trotz ihrer Länge sind diese Boote wendig und schnell, und durch ihre Bauweise gelten sie als seetüchtig. Der geringe Tiefgang gestattet es, auch in flacheren Bereichen zu fahren. Käpt’n Müller gibt die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit mit fünf Knoten an, das entspricht etwas mehr als neun Kilometern pro Stunde. „In der Spitze sind 6,5 Knoten möglich“, sagt er. Aber es soll eher eine gemütliche Tour werden.

Dem Laien mögen solche Trips in die Nordsee wie ein Wagnis erscheinen. Doch Uli Müller hält beispielsw­eise den Bodensee für wesentlich anspruchsv­oller als das Wattenmeer. „Schon allein wegen der plötzliche­n Wetterwech­sel und der extremen Tiefe des Sees.“Gleichwohl sind alle Teilnehmer der Neusser Nordsee-Expedition mit Schwimmwes­ten ausgestatt­et, und auch ein Funkgerät ist mit an Bord – zur Sicherheit.

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NGZ-FOTO: WOI Wasserfest musste die Gruppe des Neusser Ruderverei­ns schon am Samstag bei der Abfahrt in Richtung Nordsee sein.

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