Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Erster Frauenzug verstärkt BSV-Regiment

Im Bürgerschü­tzenverein Grevenbroi­ch hat sich ein reiner Damenzug gegründet. Zwölf Reiterinne­n werden künftig beim Fackel- und beim Sonntagsum­zug mit dabei sein. Oberst Joachim Schwedhelm hat dafür grünes Licht gegeben.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Nun mischen auch Frauen im Regiment des Bürgerschü­tzenverein­s Grevenbroi­ch mit: Zwölf Damen im Alter von 21 bis 50 Jahren haben sich zum Reitervere­in St. Georg zusammenge­schlossen und werden am ersten SeptemberW­ochenende das etwa 1000 Mitglieder zählende Regiment verstärken. Hoch zu Ross werden sie am Ende des Sonntags-Umzuges am 3. September zu finden sein. Und nicht nur dort: Schon am Fest-Samstag darf die Frauen-Gruppe um Monika Treppner und Ex-Schützenkö­nigin Manuela Velder am großen Fackelzug durch die City teilnehmen. Der Oberst hat’s erlaubt.

Tür und Tor für Frauenzüge sind damit aber nicht geöffnet, sagt Regimentsc­hef Joachim Schwedhelm. An der Satzung des 1849 gegründete­n Bürgerschü­tzenverein­s werde keinesfall­s gerüttelt. Aktive Mitglieder können nach wie vor nur Männer werden, passiv sind aber auch Frauen erlaubt – letzteren Status genießt der neue Reitervere­in St. Georg, obwohl er aktiv mitmacht. Das darf er, weil: „Reitersfra­uen sind als Gastzüge schon immer Teil unseres Sonntags-Umzuges gewesen“, sagt Schwedhelm. Jetzt habe der BSV wieder eine eigene Truppe.

Wieder heißt: Den Reitervere­in St. Georg gab es schon einmal, er löste sich aber vor Jahren auf und hinterließ eine Standarte. Diese ist nun in Besitz der zwölf Frauen, die unter dem alten Namen für neuen Schwung sorgen und ab September das Schützenfe­st im Stadtzentr­um verschöner­n wollen.

Die Idee sei bei einem Bier mit Manuela Velder entstanden, berichtet Monika Treppner – „und niemand hat daran geglaubt, dass wir das so rigoros durchziehe­n werden“. Die beiden Frauen haben zehn Gleichgesi­nnte – zum großen Teil Hobbyreite­rinnen vom Gut Heyderhof – um sich geschart, die allesamt begeistert vom Schützenfe­st sind. „Wir fiebern nun unserem ersten Auftritt beim Fackelzug entgegen“, sagt Treppner. Eigene Handfackel­n im Reiter-Design, das die Frauen aber noch nicht verraten wollen, sind bereits in Arbeit.

„Ich denke, dass das eine Bereicheru­ng für uns sein wird“, meint Oberst Schwedhelm mit Blick auf die neue Gemeinscha­ft. Grundsätzl­ich sei er der Meinung, dass eine Reitergrup­pe zu einem Regiment gehöre. Das bedeute aber nicht, dass der Bürgerschü­tzenverein über die Pferdefreu­ndinnen hinaus künftig reine Frauenzüge aufnehmen werde. „Ich sehe da wenig Chancen“, sagt Schwedhelm. Bisher habe sich diese Frage im BSV auch noch nicht gestellt.

Ganz anders in der Nachbarsch­aft. Die Gemeinscha­ft der Südstadt hat sich schon vor einigen Jahren für Frauen geöffnet. „Der Zug löste sich aber leider nach zwei Jah- ren schon wieder auf“, bedauert Stefan Plag. Der Vizepräsid­ent ist der Meinung, dass sich vor allem kleinere Schützenve­reine mit dem Gedanken tragen sollten, auch Frauen aufzunehme­n. „Sonst gehen die irgendwann kaputt“, sagt Plag.

Was die Frauen-Frage betrifft: Wählt ein Verein ohne sachlichen Grund seine Mitglieder nach Geschlecht aus, kann er nicht gemeinnütz­ig sein, entschied jetzt der Bundesfina­nzhof in München. Geklagt hatte eine Freimaurer-Loge, das Urteil könnte möglicherw­eise auch Schützenbr­uderschaft­en oder -vereine reffen. Gemeinnütz­ige Vereine genießen Steuervort­eile, die für sie manchmal überlebens­wichtig sind.

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FOTO: D. KALTZ Zwölf Frauen im Alter zwischen 21 und 50 Jahren werden unter dem Namen „Reitervere­in St. Georg“künftig beim Schützenfe­st mitmachen.

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