Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gilbert Tillmann gewinnt erneut ein Derby
Kreismeistertitel in der Großen Tour gehen an Thorsten Schiltz und Kahra Alena Baumann. Uedesheim erlebt stimmungsvolles Turnier.
UEDESHEIM Gestern Nachmittag stand Gilbert Tillmann unterm Sonnenschirm und schaute ganz entspannt dem Stechen um den Großen Preis von Uedesheim, zugleich der letzte Wettbewerb der Kreismeisterschaften im Springreiten, zu. Den Sieg sicherte sich Miguel Bellen Rodrigues ( RV Torfgrafen Bergerhof), der auf Weinfee Warna den schnellsten Ritt aller acht Finalisten hinlegte, den Kreismeistertitel allerdings dem viertplatzierten Thorsten Schlitz (RV ’94 Neuss) und seinem „Cleinen Freund“überlassen musste.
Seinen großen Auftritt hatte Gilbert Tillmann am Abend zuvor gehabt, als er auf Positana 6 seinen Vorjahressieg im „Uedesheimer Derby“wiederholte. Mit vier Fehlerpunkten und 72,98 Sekunden triumphierte der 35-Jährige vor seinem älteren Bruder Frederic auf Gustav (4/76,72) und dem späteren Axel Hebmüller Kreismeister, der auf Quicky Jumper (4/78,14) ganz knapp vor Lokalmatador Robin Kronenberg (RV Uedesheim-Stüttgen) auf Cambella (4/ 78,28) auf Rang drei landete.
Das „Derby“bildet traditionell den sportlichen Höhepunkt des erstmals 1930 ausgetragenen Reitund Springturniers des RV Uedesheim-Stüttgen. Den geselligen gab es anschließend: „Das Bullenreiten ging bis tief in die Nacht“, sagte Hausherr Konrad Kronenberg lachend. Der stimmungsvolle Samstagabend entschädigte ihn und seine Mitstreiter für den verregneten Morgen und Mittag. „Das hat natürlich ein bisschen auf die Stimmung gedrückt, aber es ist trotzdem alles glatt gelaufen“, bilanzierte Kronenberg.
Gestern Nachmittag waren die Schirme dann eher als Sonnenschutz gefragt. So wie bei Gilbert Tillmann. Der Zweite des Deutschen Springderbys 2017 wäre auch gerne im Großen Preis an den Start gegangen. „Aber ich darf meine Pferde nicht überfordern“, sagt der Hufschmied vom RC Gut Neuhaus.
Er ist weiterhin auf der Suche nach einem Nachfolger für Hello Max, mit dem er vor vier Jahren in Klein-Flottbek triumphierte. Was nicht so einfach ist: „Für nächstes Jahr brauche ich auf jeden Fall bessere Pferde“, sagt Gilbert Tillmann. Der seinen Platz im Schatten nur verließ, um den neuen Kreismeis- tern zu gratulieren – schließlich gehört der Grevenbroicher dem Vorstand des Kreispferdesportverbandes Neuss an.
Den Sieg seines Vize hatte Präsident Axel Hebmüller am Vorabend verpasst, weil er als Marschierer beim Oberstehrenabend des Neu- sser Bürger-Schützen-Vereins gefragt war. Zu den Entscheidungen um die Kreismeistertitel war der Kaarster Unternehmer, einst im Trikot des Neusser Schwimmvereins ein erfolgreicher Moderner Fünfkämpfer, wieder zur Stelle. Die Titelkämpfe in Uedesheim markieren in seinen Augen den Endpunkt eines „sehr, sehr erfolgreichen Jahrs für unseren Kreisverband – von Gilbert angefangen über die Rheinischen Meisterschaften bis hin zum Sieg der Voltigierer beim CHIO.“Überhaupt, sagt Hebmüller, sei von „Krisenstimmung“, wie sie andernorts angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und wenig nachwachsender Jugend herrsche, nichts zu spüren bei den Reitvereinen und -betrieben im Rhein-Kreis. „Vielleicht, weil es bei uns noch sehr familiär zugeht“, mutmaßt der Präsident.
So wie an den drei Tagen auf Gut Neuwahlscheid. Der Turnierplatz liegt frei einsehbar in den Rheinauen, „deshalb haben wir auch viele Spaziergänger und Radfahrer unter den Zuschauern. Bessere Werbung gibt es nicht“, findet Axel Hebmüller. Auch Konrad Kronenberg freut sich, „es waren viele Besucher aus dem Dorf da, diese Verbundenheit ist uns sehr wichtig“, sagt der Vorsitzende des gastgebenden Reitervereins Uedesheim-Stüttgen.
Die bekamen dann auch einen „Heimsieg“geboten: Nathalie Arends gewann mit Landor’s Lilly die Mittlere Tour der Dressurreiter. Den Titel in der Großen Tour sicherte sich Kahra Alena Baumann vom RV St. Johannes Waat mit Dance with me. „Hier hätte die Resonanz etwas besser sein können“, befand Edda Huppertz, die Vorsitzende des Förderkreises Dressur im KPSV. Die Grevenbroicherin schloss sich ansonsten dem allgemeinen Lob für das dreitägige Turnier an. „Ein echtes Familienfest“, sagt Axel Hebmüller – eines, bei dem selbst Derbysieger in den Sattel steigen.
„Bei uns geht alles noch sehr familiär zu“ Präsident Kreispfersportverband Neuss