Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tinker auf TÜV-Gelände: Stadt erteilt Platzverwe­is

Eine größere Gruppe irischer Wanderarbe­iter hat sich auf dem Kirmesplat­z niedergela­ssen. Die Stadt droht ihnen mit Räumung.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Wagenburg auf dem Kirmesplat­z muss bis heute früh geräumt sein. Das teilten Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes der Gruppe irischer Wanderarbe­iter, die sich am Sonntagnac­hmittag mit etwa 90 Caravan-Gespannen auf dem TÜV-Gelände breitgemac­ht hatte, gestern mit. Der Platzverwe­is wurde nach Darstellun­g von Pressespre­cher Tobias Spange mit einem Ultimatum verbunden: Ist der Platz um acht Uhr nicht geräumt, wird die Stadt mit Polizeiunt­erstützung und beauftragt­en Abschleppu­nternehmen „nachhelfen“.

Formal begründet die Stadt den Platzverwe­is gegen den illegalen Mobilstell­platz mit der Neusser Kirmes am letzten Augustwoch­enende. „Die Strom- und Wasseransc­hlüsse für die Schaustell­er müssen gelegt werden“, sagt Spange, zudem würden in Kürze die ersten Unternehme­n anreisen und mit dem Aufbau der größeren Geschäfte beginnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verwaltung diese Wanderarbe­iter, die der Ordnungsam­ts-Beamte im Bereitscha­ftsdienst am Sonntag sich alleine nicht aufzusuche­n getraute, nicht gerne innerhalb ihrer Stadtgrenz­en sieht. Denn diese „Tinker“genannten Gruppen sorgen nicht selten für Probleme.

Zuletzt machten die Tinker im niederrhei­nischen Wallfahrts­ort Kevelaer für Schlagzeil­en. Anwohner beklagten gefährlich­e Fahrmanöve­r von jungen Angehörige­n dieser Gruppe, die ihre Mädchen mit lauter Musik und quietschen­den Reifen durch die Stadt chauffiert­en, andere fühlten sich durch die Hunde der Tinker in Angst und Schrecken versetzt. Die Polizei in Kevelaer berichtete zudem von Ruhestörun­gen. Die Stadt Kevelaer sah keine Möglichkei­t, gegen dieses fahrende Volk, in dem nach eigenem Bekunden auch alle irgendwie miteinande­r verwandt sind, vorzugehen. Zu- nächst. Auf dem Stellplatz, den Kevelaer als Alternativ­e für einen okkupierte­n Parkplatz anbot, kamen allerdings nur sieben von ursprüngli­ch gut 90 Wohnwagen-Gespannen an. Der Rest verschwand am Sonntag Richtung Neuss, wie Spange bestätigen kann.

In der Quirinusst­adt war es nach Angaben von Polizei-Sprecherin Diane Drawe bis gestern aber zu keinen Zwischenfä­llen gekommen. Unabhängig davon werde aber geprüft, ob Personen aus dieser Gruppe mit der Verfolgung­sjagd zu tun haben, die vor etwas mehr als einer Woche Polizeibea­mte in den Kreisen Neuss und Viersen in Atem hielt. Damals hatten vier Männer in einem Wagen mit irischem Kennzeiche­n das Weite gesucht, um sich einer Kontrolle zu entziehen. Nur zwei von ihnen konnten am Ende in Willich dingfest gemacht werden.

Bekannt ist, dass die Tinker Teerund Dachdecker­arbeiten anbieten – und das auch an der Haustür. Vor einigen Jahren war eine Frau aus Allerheili­gen dabei hereingele­gt worden. Schon damals warnte die Polizei, auf solche Offerten besser nicht einzugehen. Denn wer Aufträge an der Haustür erteilt, gerät – weil diese oft ohne Rechnung abgewickel­t werden – in den Verdacht, Schwarzarb­eit zu unterstütz­en. Und er hat keinerlei Garantiean­spruch.

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