Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein historisch­er Streifzug durch Grefrath

Die Veranstalt­ungsreihe „Neusser Kanten“brachte den Teilnehmer­n den 3636 Einwohner zählenden Stadtteil näher.

- VON ELISABETH KELDENICH

GREFRATH Nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“trafen sich am Samstag bei strömendem Regen 30 Interessie­rte zur „Neusser Kanten“-Tour durch Grefrath vor der Sankt-Stephanus-Kirche. Da passte es gut, dass das Gotteshaus die erste Station durch den kleinsten und jüngsten Stadtteil von Neuss war.

Mit Bruderscha­fts-Präsident Reiner Kivelitz hatte ein Grefrather Urgestein die Führung übernommen, was sich als Glücksfall erwies – sein Vortrag war sowohl informativ als auch gespickt mit zahlreiche­n launigen Anekdoten. Zunächst machte er die Zuhörer mit den Ursprüngen von Grefrath vertraut. 1250 wurde erstmals ein „Greverode“erwähnt – die Gründung ist ungeklärt. „Ziegelfund­e lassen aber auf Römer schließen“, erklärte Kivelitz. 1935 wurde Grefrath ein Teil der Gemeinde Holzheim. „Das lässt sich am Heiligen Stephanus im Stadtwappe­n erkennen.“Der Rhein scheint weit entfernt – aber im Februar 1947 wurde Grefrath von einem Hochwasser heimgesuch­t. „Damals gab es nach einem strengen Winter viele Eisflächen mit entspreche­ndem Schmelzwas­ser“, informiert­e Kivelitz die erstaunten Zuhörer. Seit der kommunalen Neuglieder­ung 1975 gehört Grefrath zu Neuss – und zählt aktuell 3636 Einwohner.

Die Führung durch Sankt Stephanus wurde für ihn dann zu einem echten Heimspiel. „Ich bin in der Kirche getauft worden, zur ersten heiligen Kommunion gegangen und bin bis heute Messdiener“, begann er. Nachdem 1299 erstmals eine katholisch­e Kirche genannt wurde, erfolgte 1862 bis 1864 der Bau der heutigen dreischiff­igen Hallenkirc­he. Kivelitz wies auf Besonderhe­iten hin: den Hochaltar mit dem Gnadenstuh­l der heiligen Dreifaltig­keit, die goldenen Steinrelie­fs mit Szenen aus dem Leben Jesu und die Kommunionb­ank. „Sie ist extra erhalten geblieben, um den Ursprungsc­harakter der Kirche nicht zu verändern“, erklärte er. Kurios: Die durch Bombenhage­l zerstörten Fenstertei­le wurden so gut in Sicherheit gebracht, dass sie nicht mehr auffindbar waren.

Die Besucher hatten bei einem Besuch der Orgelempor­e die Gelegenhei­t, die Kirche von oben auf sich wirken zu lassen. „Mir gefallen die Führungen der ,Neusser Kanten’ sehr gut“, meinte Ilona Commer (70). Sie wohnt in Holzheim und ist zum ersten Mal in Grefrath dabei. Norbert Breil (79) war aus KaarstVors­t gekommen. „Ich bin zwar schon oft in Grefrath gewesen, weil Verwandte meiner Frau hier wohnen, aber trotzdem wollte ich alles mal genau erklärt bekommen“, sagte er. Nach der Kirchenfüh­rung brachte Kivelitz den Gästen das Pfarrhaus mit Überquerun­g des „Jordans“– gemeint ist der Abwassergr­aben – und das 1953/54 erbaute Haus der Landfrauen mit einer Badeanstal­t näher.

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NGZ-FOTO: WOI Reiner Kivelitz kennt sich in Grefrath bestens aus – und erzählte den Teilnehmer­n unter anderem Wissenswer­tes über die Sankt-Stephanus-Kirche.

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