Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Uniper kämpft um die Ostsee-Pipeline
Die neuen Sanktionen der USA gegen Russland haben Nordstream 2 in Gefahr gebracht. Doch Uniper-Chef Klaus Schäfer rückt nicht von dem Projekt ab. Der Eon-Ableger erhöht seine Jahresprognose. Die Dividende steigt stärker als erwartet.
DÜSSELDORF Seit ihrem Start an der Börse vor knapp elf Monaten hat die Uniper-Aktie etwa 80 Prozent zugelegt. Und nach einer langen Zeit, in der Eon bei einem Verkauf seines 47-Prozent-Anteils (der wegen der Haltefrist noch gar nicht möglich war) deutliche Verluste erlitten hätte, ist Deutschlands größter Energiekonzern mit seiner Beteiligung längst im Plus. Gestern hat das Uniper-Papier nach der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen erneut drei Prozent zugelegt. Mittlerweile ist das von Eon gehaltene Paket mehr als drei Milliarden Euro wert. Die Uniper-Aktie stieg einmal mehr auf ein Rekordhoch, weil die Spekulationen um eine Übername des Unternehmens durch einen strategischen Investor aus Europa nicht abreißen. Weiterhin gilt der finnische Versorger Fortum als potenzieller Investor.
Vorstandschef Klaus Schäfer lässt die Gerüchteküche nach außen hin kalt. „Das Management-Team ist angetreten, Uniper unabhängig in die Zukunft zu bringen“, sagte Schäfer gestern bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.
Der Kurs wird auch dadurch angeschoben, dass Uniper die Dividende für 2016 deutlich stärker anheben will als erwartet. Bisher war immer von einem Ausschüttungsplus von 15 Prozent die Rede gewesen, gestern verkündete Schäfer eine Steigerung um 25 Prozent. In europäischer Währung heißt das: Nach 55 Cent für 2016 will Uniper für dieses Jahr 68 Cent ausschütten. Die Ergebnisprognose, die bislang zwischen 900 Millionen und 1,2 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern lag, wird am unteren Ende auf eine Milliarde Euro angehoben.
Der Umsatz ist zwischen Januar und Juni um zwölf Prozent auf 33,7 Milliarden Euro gestiegen. Die Strompreise sind gestiegen, Unter dem Strich hat Uniper im ersten Halbjahr 967 Millionen Euro verdien, nachdem im gleichen Vorjah- reszeitraum Milliardenabschreibungen das Ergebnis verhagelt hatten. Damals hatte der Konzern einen Verlust von rund 3,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen.
Im Streit um die neue OstseePipeline Nordstream 2, durch die mehr Gas als bisher von Russland nach Westeuropa gepumpt werden soll, wirbt Schäfer für eine Umsetzung. „Es kann nicht sein, dass Europas Energiepolitik in Washington gemacht wird“, sagte Schäfer mit Blick auf angedrohte Strafmaßnahmen der Amerikaner. Die europäische Versorgungssicherheit sei durch die US-Politik gefährdet. Die Amerikaner hatten zuletzt Sanktionen verhängt, die auch Unternehmen treffen, die russische Pipelines mit ausbauen, modernisieren und/ oder solche Maßnahmen finanzieren.
In Wirklichkeit gehe es den USA nur um die eigene Dominanz auf dem Energiemarkt, sagte Schäfer. Der Manager gibt sich zuversichtlich, dass Europa im Kampf um das Projekt an einem Strang zieht. Mittlerweile hat sich auch der luxemburgische EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der zwischenzeitlich skeptisch gewesen war, hinter das Projekt gestellt. Aber es gibt auf dem Kontinent eben auch Stimmen wie jene aus Polen, die gegen die Pipeline sind, weil durch sie die Abhängigkeit von Russland wachsen könnte und die Einnahmen aus Gas-Transitlieferungen für Länder wie Polen und die Ukraine sinken könnten.
Beim russischen Kohlekraftwerk Beresowskaja 3 beziffert Uniper die gesamten Reparaturkosten bis zur Wiederinbetriebnahme nach dem Brand im vergangenen Jahr auf 28 Milliarden Euro. Insgesamt 26 Milliarden Euro sind demnach durch Versicherungen gedeckt und bereits gezahlt worden. Das Kraftwerk solle nach den derzeitigen Planungen im dritten Quartal des Jahres 2019 wieder ans Netz gehen, kündigte Uniper-Finanzvorstand Christopher Delbrück an.