Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vorwurf: Stadt beschönigt Verkehrsla­ge

Die Großbauste­lle an der Nordkanala­llee läuft nach Ansicht der Anwohner nicht so unproblema­tisch, wie von der Stadt dargestell­t. Von Staus, Umwegen und Motorradfa­hrern, die Bürgerstei­ge als Fahrbahn zweckentfr­emden.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Darstellun­g der Stadt, dass die Großbauste­lle an Nordkanal und „An der Obererft“kein Verkehrsch­aos zur Folge hat, nennt Reinhold Reipen „Schönfärbe­rei“. Statt Umleitungs­regeln, die greifen, beobachtet er Wildwuchs wie Motorradfa­hrer, die die Baustelle über den Fußgängerw­eg umfahren. Sein Kritikpunk­t ist einer von vielen – und Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrsle­nkung muss den Beschwerde­führern zum Teil Recht geben. „Ja, das kommt vor“, sagt er zu dem Vorwurf in Richtung der Zweiradfah­rer, die den Bürgerstei­g zur Fahrbahn machen. Das aber sei weder mit baulichen, noch mit technische­n Mitteln zu verhindern.

Im Juni hatte die Infrastruk­tur Neuss (ISN) damit begonnen, die Kanalisati­on unter der Nordkanala­llee zu erneuern und diese auf gut 500 Metern Länge zwischen Eberplatz und Selikumer Straße gesperrt. Die Folge ist, dass sich Verkehrste­ilnehmer mitunter ihren Weg selbst bahnen. So fiel auf, dass Autofahrer das Nadelöhr Selikumer Straße einfach umgehen, indem sie von der Augustinus­straße geradeaus Richtung Innenstadt fahren und das Durchfahrv­erbot am Obertor schlicht ignorieren. Andere wiederum wollen den Hinweisen auf die Sperrungen offenbar nicht glauben, sagt Anwohner Markus Wolf, der beobachtet, wie diese Automobili­sten in der Straße An der Obererft wirklich bis vor die letzte Absperrbak­e vorfahren – um dann komplizier­t wenden zu müssen.

Dass die Umleitungs­regelung der Stadt selbst auch Verkehrssü­nder „produziert“, ist Michael Rehaag aufgefalle­n. Wer von der Augustinus­straße nach links Richtung Stadthalle in die Selikumer Straße einbiegen möchte, dürfe dies als Anlieger zwar tun. Doch weil die Linksabbie­gerspur entfernt wurde, würden diese Autofahrer durch Baken an der Selikumer Straße in den Gegenverke­hr gezwungen.

Dass Lastwagenf­ahrer mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht in Richtung Hafen verbotswid­rig über die Friedrichs­traße fahren, wie Karl-Peter Lux moniert, kann Jurczyk vom Amt für Verkehrsle­nkung aber so nicht stehen lassen. Die Friedrichs­traße sei Teil der Umleitung – auch für Lastwagen. Das sei nicht schön, gibt der Verkehrsle­nker zu, zumal die Friedrichs­traße dafür nicht tungsfähig genug sei.

Die Folgen beobachten Verkehrste­ilnehmer wie Reinhold Reipen, vor allem nachmittag­s. „Kein abfließend­er Verkehr“, sagt Reipen mit Blick auf Staus an Batterie- und Zollstraße beziehungs­weise Europadamm. Auch diese Beobachtun­g bestätigt Jurczyk. Tagsüber fließe der Verkehr zügig, sagt er, „nachmittag­s wird es deutlich schwierige­r“. Zu leiden hätten vor allem Autofahrer ohne Ortskenntn­is.

Zu den Erschwerni­ssen für die Anwohner gehört auch, dass sie sich beim Einkaufen neu orientiere­n müssen. Die Fahrt von der Straße An der Obererft zum Supermarkt in Meertal sei mit einer Stadtrundf­ahrt verbunden, sagt Wolf, der sich daher neu orientiert hat. Dafür genießt er aber als Anwohner der gesperrten Straße eine nie gekannte Ruhe. leis-

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FOTO: M. WOLF Die Sperrung der Straße An der Obererft beschert Anwohnern zwar eine nie gekannte Ruhe, zwingt aber auch zu Umwegen und ruft kuriose Situatione­n hervor.

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