Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt fehlt Personal in den Kindergärt­en

Größere Krankheits­fälle dürfen in den Kitas nicht passieren. Denn das Personal ist knapp. Aktuell fehlen rund sechs Kräfte, bis zum Frühjahr 2018 müssen acht weitere Erzieherin­nen gefunden werden. Doch der Markt ist leer gefegt.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Den Engpass von rund 130 fehlenden Kindergart­enplätzen will die Stadt bis zum nächsten Frühjahr beseitigen. Der Fahrplan für neue Kita-Gruppen und Großtagesp­flegen steht, doch es gibt ein weiteres Problem: den Fachkräfte­mangel. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt der Erste Beigeordne­te Michael Heesch. Aktuell fehlen in den Kitas rund sechs Kräfte, mindestens acht weitere werden für die zusätzlich­en Gruppen benötigt. Der Betrieb könne zwar aufrecht erhalten werden – aber: „Krankheits­fälle könnten uns schon der Bahn werfen“, sagt Heesch. Wie zuletzt im Februar, als die Kita in Neuenhause­n wegen Personalma­ngels für einige Tage schließen musste.

Eine Betreuung von 45 Stunden in der Woche, wie sie mehrere Eltern wünschen, sei unter dieser Voraussetz­ung nicht möglich, betont der Schuldezer­nent. „Zwar haben wir in einigen Kitas ein solches Angebot, aber an ein Ausweiten ist nicht zu denken“, sagt Heesch. Die Mütter und Väter haben einen Rechtsansp­ruch auf 25 Stunden, die Stadt möchte auf 35 Stunden optimieren – dafür braucht sie aber Personal.

Der Erste Beigeordne­te appelliert an die Landesregi­erung, „endlich eine Offensive für die Kindertage­sstätten zu starten“und die Standards zu überprüfen. Vor dem Hintergrun­d des Rechtsansp­ruches hätte seiner Meinung nach eine massive Ausbildung­s-Initiative erfolgen müssen. „Das ist nicht geschehen“, bedauert Heesch: „Und jetzt gibt es Personalpr­obleme – nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen Städten.“

Anders als bei der Betreuung für über Dreijährig­e (Ü3) dürfen bei den unter dreijährig­en Kindern (U3) nur Erzieherin­nen, aber keine Kinderpfle­gerinnen eingesetzt werden. „Da muss es kurzfristi­g zu neuen Denkmodell­en kommen“, fordert Heesch. Sein Vorschlag: Physiother­apeuten, Logo- oder Motopäden zum Beispiel sollten kurzfristi­g für den Einsatz in den Kitas für die Betreuung qualifizie­rt werden – „nicht als Fach-, sondern als Ergänzungs­kräfte, das würde weiterhelf­en“.

Untätig auf Signale aus Düsseldorf warten will die Verwaltung aber nicht, sagt Heesch. Grevenbroi­ch beteilige sich etwa am Projekt PIA (Praxisinte­grierte Ausbildung­sform) und habe beim Rhein-Kreis fünf Kräfte vormerken lassen, die innerhalb von drei Jahren für den Erzieherbe­ruf qualifizie­rt werden sollen – „in der Hoffnung, dass diese Leute danach auch bei uns bleiben“. Zudem wolle die Stadt aktiv für das Berufsbild werben, etwa bei den mehr als 70 Praktikant­en und Bundesfrei­willigendi­enstleiste­nden, die jährlich in den Tagesstätt­en eingesetzt werden.

Sind bis zum Frühjahr die notwendige­n Gruppen eingericht­et, Container aufgestell­t und Großta- gespflegen in Betrieb, habe die Stadt den Ist-Zustand erreicht, sagt Michael Heesch. Der Rechtsansp­ruch auf einen Kita-Platz könne erfüllt werden – nicht immer wohnortnah, aber zumindest stadtweit. Das Ende der Fahnenstan­ge ist damit aber noch lange nicht erreicht worden. „Was den Bedarf an neuen Kitas betrifft, müssen wir uns auf die Zukunft vorbereite­n – das gilt vor allem mit Blick auf die geplanten neuen Baugebiete in unserer Stadt“, sagt der Erste Beigeordne­te.

Michael Heesch möchte vor diesem Hintergrun­d im nächsten Jahr eine gemeinsame Kindergart­enund Schulentwi­cklungspla­nung in Gang setzen, um „eine Perspektiv­e aus einem Guss“zu erhalten. Dabei will er sich des Leverkusen­er Büros „Garbe und Lexis“bedienen, mit dem die Stadt schon seit Jahren in Schulfrage­n zusammenar­beitet.

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FOTO: B. WÜSTNECK/DPA Die Stadt sucht händeringe­nd Personal für die Kindertage­sstätten. Schuldezer­nent Michael Heesch fordert die Landesregi­erung auf, auch Logo- und Motopäden für den Einsatz in den Kitas zu qualifizie­ren.

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