Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Terror gegen französisc­he Soldaten

Ein Mann hat in einem Pariser Vorort sechs Soldaten mit einem Auto verletzt.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Es war kurz vor acht gestern Morgen, als sechs Soldaten ihre Unterkunft an der Place de Verdun im schicken Pariser Vorort LevalloisP­erret verließen. Ein schwarzer BMW hatte vor dem Gebäude auf diesen Moment gewartet – er raste auf die Militärs zu und verletzte sechs von ihnen, zwei davon schwer. „Das Auto fuhr langsam und hat dann plötzlich beschleuni­gt“, schilderte Innenminis­ter Gérard Collomb nach einem Besuch bei den verletzten Soldaten die Ereignisse. „Das war eine geplante Handlung und kein Unfall.“

Das Wort „Anschlag“nahm der frühere Bürgermeis­ter von Lyon nicht in den Mund, doch seit die Pariser Anti-Terror-Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en übernommen hat, war klar, dass es sich um ein Attentat handelt. Sechs Stunden nach dem Angriff stoppten Polizisten zwischen Paris und Boulogne-sur-Mer einen Verdächtig­en, der im Tatauto unterwegs war, und verletzten ihn mit fünf Schüssen schwer.

Der Täter hatte sich bewusst die Operation „Sentinelle“als Ziel gewählt, jenen Einsatz von Soldaten im Innern zum Schutz von Touristena­ttraktione­n, Bahnhöfen und Museen. In Levallois-Perret waren die Soldaten in einem ehemaligen Sozialwohn­ungsbau im Zentrum untergebra­cht. Die Kleinstadt ist gut bewacht, denn dort ist sowohl der Sitz des Inlandsgeh­eimdienste­s DGSI als auch der Anti-Terror-Einheit SDAT, die beide nur wenige Hundert Meter vom Angriffsor­t entfernt sind. 70 Videokamer­as zeichnen alles auf, was in den Straßen der Kleinstadt passiert. Sie erfassten auch die Nummer des schwarzen BMW, mit dem der Fahrer die Soldaten des 35. Infanterie­regiments aus Belfort verletzte, die gerade ihren Dienst antreten wollten. „Ich hörte ein dumpfes Geräusch, und als ich auf meine Terrasse ging, sah ich Soldaten durcheinan­der laufen“, schilderte eine Nachbarin im Fernsehsen­der BFMTV die Attacke.

Es war bereits der sechste Angriff auf Soldaten der Operation „Sentinelle“, die mit ihren Uniformen gut sichtbar in Dreiergrup­pen durch Paris und andere Städte patrouilli­eren. „Diese Soldaten sind lebende Ziele des sogenannte­n Islamische­n Staates“, warnte der Terrorexpe­rte und Ex-Abgeordnet­e Sebastien Pietrasant­a. Der spektakulä­rste Angriff ereignete sich im Februar im Louvre, als ein Mann mit einer Machete auf die Soldaten losging und „Allahu Akbar“rief, bevor er niedergesc­hossen wurde.

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