Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eon macht wieder Milliarden­gewinn

Nach dem schwachen ersten Quartal hat der Energiekon­zern deutlich aufgeholt. Die Verschuldu­ng ist auch dank der Rückzahlun­g der Atomsteuer geschrumpf­t. Eon will wieder investiere­n und die Aktionäre stärker am Erfolg beteiligen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Fünf Monate nach der Verkündung des Rekordverl­ustes von rund 16 Milliarden Euro für das vergangene Jahr sind die Verantwort­lichen beim Energiekon­zern Eon schon wieder deutlich entspannte­r. Zwar liegt der um Sondereffe­kte bereinigte Vorsteuerg­ewinn (Ebit) für das erste Halbjahr mit 1,8 Milliarden Euro noch um zwölf Prozent unter dem Ergebnis für die ersten sechs Monate des Vorjahres. Aber erstens ist das mehr, als Analysten erwartet hatten, und zweitens hat Eon damit gegenüber dem ersten Quartal schon einen Teil der angekündig­ten Aufholjagd wahrgemach­t. Zwischen Januar und März hatte der Konzern nämlich ein Drittel weniger vor Steuern verdient als im ersten Vierteljah­r 2016. Unter dem Strich beträgt der Gewinn für das erste Halbjahr 2017 knapp vier Milliarden Euro.

Im Kerngeschä­ft lag Eon 25 Prozent über dem Vorjahr, und die Verschuldu­ng ist um fast fünf Milliarden auf 21,5 Milliarden Euro gesunken. Das Netzgeschä­ft der Gruppe läuft deutlich besser. In Großbritan­nien, wo Eon mehrere Hunderttau­send Kunden verlor, hat das Unternehme­n allerdings genauso Probleme wie der Wettbewerb­er Innogy, der am Freitag seine Zwischenza­hlen präsentier­en wird.

Natürlich profitiert Eon in der Halbjahres­bilanz auch von der Rückzahlun­g der Brenneleme­ntesteuer durch den Bund. Einschließ­lich Zinsen hat das Unternehme­n 3,3 Milliarden Euro zurückbeko­mmen, nachdem das Bundesverf­assungsger­icht die zwischen 2011 und Johannes Teyssen 2016 erhobene Steuer für grundgeset­zwidrig erklärt hatte. Die Verantwort­ung für die Endlagerun­g des Atommülls ist der Konzern auch los (er ist „nur“noch für den Rückbau zuständig), was sich in den kommenden Jahren in 400 Millionen bis 500 Millionen Euro Ergebnisbe­itrag pro Jahr auszahlen soll. Zudem hat sich der Konzern im März über eine Kapitalerh­öhung mehr als 1,3 Milliarden Euro beschafft und will künftig nicht nur die Aktionäre stärker am Erfolg teilhaben lassen, sondern auch wieder investiere­n.

Alles zusammen veranlasst­e Konzernche­f Johannes Teyssen gestern zu der zuversicht­lichen Einschätzu­ng: „Wir haben den finanziell­en Spielraum, um in neues Wachstum zu investiere­n.“Das Hauptaugen­merk liegt auf dem Ausbau des Ökostromge­schäfts, der Elektromob­ilität und der wachsenden Digitalisi­erung auch in der Energiebra­nche.

Wie und wo konkret investiert werden könnte, darüber sagt Teyssen noch wenig. Genau so wenig spricht er über Details zum geplanten Verkauf des 47-Prozent-Anteils am Ableger Uniper, der im kommenden Jahr mehrere Milliarden Euro bringen könnte. Spekulatio­nen darüber, ob das Paket an einen strategisc­hen Investor abgegeben werden oder doch über den Markt verkauft werden soll, will Teyssen nicht kommentier­en. Nur dass verkauft wird, ist klar, weil ein geschätzte­r Verkaufser­lös von etwa drei Milliarden Euro neue finanziell­e Möglichkei­ten schaffen könnte.

Das Sparprogra­mm „Phoenix“, mit dem unter anderem 1300 Arbeitsplä­tze wegfallen sollen, läuft nach Teyssens Angaben plangemäß. Von den erwarteten 400 Millionen Euro Einsparung­en würden rund 100 Millionen Euro schon 2017 realisiert, sagt der Manager; voll wirksam würden die Maßnahmen im kommenden Jahr. Probleme bei den Gesprächen mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn gibt es nach Teyssens Angaben nicht.

„Wir haben den Spielraum, um in Wachstum zu investiere­n“ Eon-Chef

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FOTO: DPA Eon-Chef Teyssen

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