Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ruhrtrienn­ale will positive Stimmung verbreiten

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

BOCHUM Das Innere der Bochumer Jahrhunder­thalle gleicht einem königliche­n Ballsaal. Auf dem Parkett hat Johan Simons neben Barbara Hannigan Platz genommen. Er stellt in seinem dritten Jahr als Intendant der Ruhrtrienn­ale sein finales Programm vor und sie ist ein wichtiger Teil davon: Die internatio­nal bekannte Sopranisti­n übernimmt in der Eröffnungs­premiere des am 18. August startenden Kulturfest­ivals die weibliche Hauptrolle in Claude Debussys Oper „Pelléas et Mélisande“. Der Ballsaal wird ihr Bühnenbild.

Johan Simons hat seine drei Ruhrtrienn­ale-Spielzeite­n unter mehrere Motti gestellt: Auf Programmhe­ften und Plakaten tauchen die europäisch­en Werte Freiheit, Gleichheit, Brüderlich­keit auf, aber auch Worte aus Schillers Ode „An die Freude“– Freude, Schöner und Götterfunk­en. In Zeiten von populistis­chen Bewegungen, terroristi­schen Anschlägen und ihren Reaktionen, Kriegen und Kriegsdroh­ungen sieht Simons diese Werte schwinden: „Aber ich will keinen Zynismus verbreiten. Man soll sich wehren mit einer positiven Einstellun­g!“

„Pelléas et Mélisande“ist für ihn die erste Oper der Moderne. Sie spielt an einem mysteriöse­n Ort – einem Schloss auf einer Insel – und in ihrem Zentrum steht ein zutiefst verunsiche­rter Mensch: „Mein Text besteht eigentlich nur aus diesen Worten: Ich weiß nicht“, sagt Barbara Hannigan. Simons eigene Inszenieru­ng leitet am 22. September die letzte der sechs Ruhrtrienn­ale-Wochen ein: Don DeLillos „Cosmopolis“spielt in der Welt der Finanzspek­ulation und erzählt von Aufstieg und Fall eines Menschen an nur einem Tag. „Ich kann mir diese Welt und diese Geschichte nicht vorstellen“, sagt Simons, „nur, indem ich sie auf einen Spielplatz verfrachte.“

Zwischen Eröffnung und Abschluss zeigt das Festival 135 Vorstellun­gen von 40 Produktion­en – davon 22 Uraufführu­ngen – an 14 Spielstätt­en. Neuer Spielort ist die Zentralwer­kstatt der Zeche Lohberg in Dinslaken, wo Meg Stuarts Choreograp­hie „Projecting Space“zu sehen ist. Karten sind noch für fast alle Produktion­en zu haben. www.ruhrtrienn­ale.de

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