Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Schwester Pforte“nach sechs Jahrzehnte­n in Rente

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Gut sechs Jahrzehnte war Schwester Matthia das Gesicht des Klosters Immaculata. Oft saß sie schon um 6 Uhr an der Pforte des Mutterhaus­es der „Genossensc­haft der Barmherzig­en Schwestern nach den Regeln des Heiligen Augustinus“– und wenn es sein musste, war sie auch um 21 Uhr noch auf dem Posten. Aber mit inzwischen 86 Jahren entschied sich die Ordensfrau jetzt doch für den Ruhestand. Und die Neusser Augustiner­innen, so berichtete Generalobe­rin Schwester Praxedisge­stern bei einer kleinen Feier zur Verabschie­dung von „Schwester Pforte“, stimmten zu, die Mitschwest­er „von der Last ihrer Verpflicht­ungen zu befreien.“

Schwester Matthia wurde am 1. August 1931 im Hunsrück in eine große Familie hineingebo­ren. Früh kam sie in Kontakt zu der Neusser Ordensgeme­inschaft, und mit 24 Jahren war auch sie selbst entschloss­en, den Schleier zu nehmen. Doch die Familie brauchte sie noch, so dass Matthia erst im Januar 1957 als Kandidatin in das Neusser Kloster eintreten konnte. Noch im gleichen Jahr wurde sie eingekleid­et und kam an die Pforte – von der man sie nicht mehr weglassen wollte. Sonst, berichtet die 86-Jährige, die selbst eine hauswirtsc­haftliche Ausbildung genoss, wäre sie wohl als Ausbilderi­n zu den Hauswirtsc­haftsschül­erinnen gewechselt, von denen damals jährlich gut 25 im Kloster ausgebilde­t wurden.

Der Dienst an der Pforte war oft alles andere als eine sitzende Tätigkeit. Denn wenn das Haus – auch von externen Firmen und Einrichtun­gen – für Tagungen gebucht wurde, hatte die Pforte für den passenden Rahmen zu sorgen. Zudem ist sie auch immer noch Poststelle und „Wegweiser“nicht zuletzt für die Besucher, die Angehörige im Altenheim des Ordens haben. Das gab es noch nicht, als Schwester Matthia ihren Dienst antrat, dafür aber eine Kinderklin­ik (die am Lukaskrank­enhaus war noch nicht gebaut) oder eine Innere Abteilung für Frauen.

Ihr Dienst an der Pforte ließ der Schwester auch Zeit, ihre künstleris­che Veranlagun­g auszuleben. So bastelte sie nicht zuletzt Glückwunsc­hkarten, die auch im Haus reißenden Absatz fanden.

Besetzt ist die Pforte künftig weiterhin von 8 bis 20 Uhr, doch Besucher müssen sich an viele neue Gesichter gewöhnen. Den Dienst, den Schwester Matthia fast alleine versah, wird sich nun ein Team teilen.

Christoph Kleinau

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Seit 1957 saß Schwester Matthia an der Klosterpfo­rte, gestern wurde sie von Generalobe­rin Schwester Praxedis (r.) offiziell entpflicht­et.

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