Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sonnenbran­d für Bäume als Spätfolge von „Ela“

Weil der Schatten ihrer umgestürzt­en Nachbarn fehlt, stehen Bäume in der Sonne. Folge: Rinden platzen – und dann kommt der Borkenkäfe­r.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Drei Jahre nach dem Orkantief „Ela“rechnet Stadtförst­er Frank Wadenpohl mit Spätfolgen im Wald. Große Bäume stehen frei, weil ihre Nachbarn vom Sturm gefällt wurden. „Ihnen fehlt nun das schützende Laubdach in der Umgebung“, berichtet der Forst-Experte: „Das führt bei dünnborkig­en Bäumen wie Buchen zu Sonnenbran­d.“Da die Sonnenstra­hlen ungehinder­t bis auf den Stamm dringen können, besteht die Gefahr, dass die Rinde aufreißt. Der Baum wird damit anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfe­r. Im Orkener Türling seien bereits mehrere Bäume betroffen, berichtet Wadenpohl. Das gesamte Ausmaß des Schadens könne aber noch lange nicht quantifizi­ert werden. „Das ist ein schleichen­der Prozess von zehn bis 15 Jahren.“

Grundsätzl­ich ist der Förster aber zufrieden mit der Entwicklun­g des Stadtwalde­s nach dem Unwetter im Juni 2014. „In den beiden Folgejahre­n wurden knapp 40.000 neue Bäume gepflanzt – und sie entwickeln sich prächtig“, schildert Frank Wadenpohl. „Viele von ihnen sind schon um einen Meter gewachsen.“Die anhaltende Trockenhei­t in diesem Jahr schlug aber hart ins Kontor der Forstverwa­ltung. „Wir haben etwa 30 Prozent Ausfälle“, schätzt Wadenpohl. Diese verdorrten Bäume müssen identifizi­ert, ausgebudde­lt und ausgetausc­ht werden.

Nach dem Sturm – der alleine in Grevenbroi­ch Bäume auf einer Fläche von gut zehn Fußballfel­dern rasierte – hat der Stadtwald früher als geplant sein Gesicht verändert. Ursprüngli­ch sollten die Pappelkult­uren nach und nach gegen Arten ausgetausc­ht werden, die für die Region typisch sind. „Was über einen Zeitraum von zehn Jahren vorgesehen war, hat ,Ela’ beschleuni­gt“, sagt der Förster. Weil sie in der Achse des Orkans standen, wurden die meisten Pappeln gekappt, an ihrem früheren Standort wachsen nun Esche, Bergahorn, Stieleiche, Vogelkirsc­he und Ulme. Darunter auch viele Exemplare, die schon zehn bis 15 Jahre zählen. Die Bäume wurden mit Fördermitt­eln des Landesbetr­iebs „Wald und Holz“erworben.

Etwa zehntausen­d Festmeter hat „Ela“vor drei Jahren im Stadtwald umgesäbelt – eine Menge Holz. „Das ist etwa unser zehnfacher Jahreseins­chlag“, berichtet Frank Wadenpohl. Die Folge: Der Stadtwald hat nun eine komplett neue Altersstru­ktur, es sind kaum noch Altbeständ­e vorhanden. Und: „Es sind ausschließ­lich Edelhölzer in die Erde gesetzt worden – damit lässt sich später einmal ordentlich Geld verdienen“, betont der Förster.

Hart vom Sturm „Ela“getroffen wurde auch das Wildgehege im Bend. „Der Park hat sich danach aber sehr positiv verändert, nicht zuletzt durch den neuen Spielplatz, der zu einem beliebten Ziel von Eltern mit Kindern geworden ist“, meint Wadenpohl. Das alles sehe toll aus – und kaum jemand vermisse noch die dicken Pappeln, die dort einmal gestanden haben. „In vier, fünf Jahren“, so prophezeit der Förster, „können die Besucher dort wieder im Schatten der neuen Bäume spazieren gehen“.

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