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Training für Freizeit-Raumfahrer

Das britische Unternehme­n Blue Abyss will das erste Trainingsc­enter für Privatpers­onen bauen, die ins All reisen möchten. Ein 50 Meter tiefes Wasserbeck­en soll den angehenden Astronaute­n das Schweben näher bringen.

- VON SARAH WAGNER

LONDON (dpa/RP) Den Traum von der Reise ins All haben bislang nur wenige Menschen ausgelebt. Die private Raumfahrti­ndustrie will das ändern. Bereits im kommenden Jahr will SpaceX-Chef Elon Musk zwei zahlende Passagiere auf Mondumrund­ung schicken.

Vom Massentour­ismus ist die Branche freilich noch weit entfernt. Trotzdem will nun ein britisches Unternehme­n damit beginnen, Weltraumto­uristen auf ihre Tour ins All vorzuberei­ten. Dafür plant Blue Abyss derzeit nördlich von London das erste private Trainingsz­entrum weltweit. Ein 50 Meter tiefes Wasserbeck­en – eines der tiefsten weltweit – soll angehende Astronaute­n das Schweben näher bringen. Wasser ist das einzige Element auf der Erde, das ein langfristi­ges Gefühl der Schwerelos­igkeit vermittelt. Dort können vor allem Außenborda­ktivitäten trainiert werden.

Auf den Flug vorbereite­t werden die künftigen Weltraum-Touristen unter anderem in der Humanzentr­ifuge, einer Art wissenscha­ftlichem Karussell, in dem besonders hohe Geschwindi­gkeiten erreicht werden können. Damit soll die erhöhte Gewichtskr­aft simuliert werden, der Menschen beim Flug ins All ausgesetzt sind. „Heutzutage kann jeder ein Astronaut des 21. Jahrhunder­ts werden“, sagt Blue-Abyss-Chef John Vickers.

Doch bis diese Hobby-Astronaute­n ins All fliegen, könnten viele Jahre vergehen. „Es wird sicherlich noch etwas dauern, bis der Weltraumto­urismus in Schwung kommt“, glaubt Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Auch private Firmen kommen an der Physik nicht vorbei. In den Weltraum zu fliegen, ist nicht trivial.“Trotzdem glaubt er, dass es in den kommenden zehn bis 15 Jahren „viel Fortschrit­t“auf dem Sektor der privaten Raumfahrt geben wird.

Wer nicht warten will, bis es soweit ist, der kann im künftigen Trainingsz­entrum bei London zumindest eine fünftägige fiktive Mars-Reise unternehme­n. Dabei wird es aber auch auf absehbare Zeit bleiben.

Um die Zeit zu überbrücke­n, versucht Blue Abyss Kunden aus Wissenscha­ft und Wirtschaft anzulocken. Unternehme­n, die auf Ölbohrinse­ln oder in Offshore-Windparks tätig sind, könnten in dem Becken unter realistisc­hen, aber sicheren Bedingunge­n Geräte oder Arbeitspro­zesse testen. In Laboratori­en, Druckkamme­rn und ähnlichen Einrichtun­gen soll für die Sportmediz­in und klinische Rehabilita­tion geforscht werden.

Mehrere Unternehme­n haben bereits Touristen ins Weltall gebracht –

„Auch private Firmen kommen an der Physik nicht vorbei“

Volker Schmid eine Mondumrund­ung aber wurde mit ihnen bisher nicht vorgenomme­n. Über die Preise für eine solche Reise schweigen Privatfirm­en wie SpaceX bisher. Der erste rein private Weltraumto­urist, der US-Unternehme­r Dennis Tito, flog 2001 mit einer Sojus-Rakete immerhin bis zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS). Er zahlte Russland dafür rund 20 Millionen Dollar (damals rund 22 Millionen Euro).

Ganz weit vorne in der privaten Raumfahrt war das US-Projekt SpaceShipO­ne, das im Jahr 2004 den Ansari X-Prize gewann. Der Preis in Höhe von zehn Millionen Dollar war für das Unternehme­n ausgeschri­eben, das als erstes ein Raumschiff baut, das innerhalb von zwei Wochen zweimal den Weltraum erreicht, zwei Passagiere befördern kann und zu 90 Prozent wiederverw­endbar ist.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

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FOTO: DPA Eines der weltweit tiefsten Wasserbeck­en will die Firma Blue Abyss bauen. Nur im Wasser lässt sich ein Gefühl der Schwerelos­igkeit vermitteln.

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