Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Müllgebühr­en im Landesschn­itt gesunken

Aus Sicht des Steuerzahl­erbunds wird das Müllgeschä­ft von den Städten aber intranspar­ent gestaltet.

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DÜSSELDORF (dpa) Erstmals seit Jahren sind die Müllgebühr­en in NRW im Landesdurc­hschnitt wieder gesunken – allerdings nur minimal und bei weitem nicht überall. Das geht aus der gestern in Düsseldorf veröffentl­ichten neuen Gebührenta­belle des Bundes der Steuerzahl­er hervor. Demnach muss ein VierPerson­en-Haushalt für die Entsorgung einer 120-Liter-Tonne im 14Tage Rhythmus derzeit im Durchschni­tt 265 Euro berappen.

Allerdings sind die Müllgebühr­en in der teuersten Kommune Münster mit 564 Euro mehr als doppelt so hoch. Dort werden die Biotonnen wöchentlic­h geleert. „Die Stadt Münster könnte durch ein 14-tägliches Leerungsin­tervall circa 468.000 Euro sparen“, erklärte der Gebühren-Experte des Landesverb­andes, Harald Schledorn. Die Abfallgebü­hren in der preiswerte­sten Kommune Dahlem im Kreis Euskirchen sind mit 132 Euro nur halb so teuer wie im Landesdurc­hschnitt.

Die Abwasserge­bühren sind im Vergleich zum Vorjahr im Landesdurc­hschnitt minimal um zwei Euro angestiege­n – ebenfalls mit riesigen kommunalen Unterschie­den. Derzeit muss ein Vier-Personen-Haushalt mit 200 Kubikmeter Frischwass­erverbrauc­h rund 724 Euro im Jahr zahlen. In der teuersten Gemeinde Neunkirche­n-Seelscheid im RheinSieg-Kreis kostet das mit rund 1290 Euro erheblich mehr. Ganz am anderen Ende der Skala verlangt Re- ken im münsterlän­dischen Kreis Borken nur 246,50 Euro.

Bei den Müllgebühr­en mache das Entgelt an die Verbrennun­gsanlage den größten und oft intranspar­enten Kostenbloc­k aus, erläuterte der Landesvors­itzende Heinz Wirz. Am teuersten seien die neueren der 16 Hausmüllve­rbrennungs­anlagen in NRW – an der Spitze die in Asdonkshof. Manche Kommunen weigerten sich, diese Anteile auszuweise­n. „Die Verbrennun­gsentgelte sind und bleiben geheime Kommandosa­che.“

Beim Einsammeln und Transport von Hausmüll hätten sich inzwischen monopolist­ische Marktstruk­turen verfestigt, die einen vernünftig­en Wettbewerb kaum noch zulie- ßen, kritisiert­e Wirz. Selbst EU-weite Ausschreib­ungen hätten in mehreren Kommunen letztlich zu schlechter­en Konditione­n geführt. So hätten sich die Preise im sauerländi­schen Sundern nach Neuausschr­eibung etwa verdoppelt.

Beim Abwasser verteuern laut Steuerzahl­erbund ganz legale, aus seiner Sicht allerdings illegitime Buchungs- und Abschreibu­ngsstricks die Entsorgung­sgebühren. „In der Abwasseren­tsorgung wird Geld verdient, um den Haushalt auszugleic­hen“, bemängelte Schledorn. Besonders häufig fänden sich Kommunen aus dem NRW-Hilfsprogr­amm „Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen“unter den Gebühren-Spitzenrei­tern. „Das kann kein Zufall sein.“

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