Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Digitaler Banking-Baukasten

- VON MATTHIAS VON ARNIM

Manche etablierte­n Finanzdien­stleister fürchten die digitale Revolution. Andere setzen sich an die Spitze der Entwicklun­g. Dazu zählt ebase, die mit ihrem Robo-Advisor fintego sowohl private als auch institutio­nelle Kunden anspricht – mit ganz unterschie­dlicher Zielsetzun­g.

Auf Branchentr­effen in der Finanzwelt ist neben den DauerAufre­gern Niedrigzin­sen und Regulierun­g der Aufstieg der Fintechs wohl das Gesprächst­hema Nummer eins. Die einen sehen zum Beispiel digitale Vermögensv­erwaltunge­n, sogenannte Robo-Advisors, als Konkurrenz, andere sehen die Chancen, die sich auftun. Zur zweiten Kategorie zählt zweifellos die comdirect-Tochter ebase.

Das aktuelle Vorzeigepr­ojekt der Bank ist der Robo-Advisor fintego. Das Angebot der digitalen Vermögensv­erwaltung richtet sich wie andere vergleichb­are Services im Netz an die Zielgruppe der Anleger, die sich zwar ein durchdacht­es Vermögensm­anagement für ihr Geld wünschen, die aber den Schritt zum persönlich­en Vermögensv­erwalter noch nicht wagen oder schlicht und einfach noch nicht ausreichen­d vermögend dafür sind.

Das fintego-Prinzip ist einfach und auch für Anlage-Neulinge gut zu verstehen: Der interessie­rte Kunde wird durch ein Menü geleitet, das ihm, je nach Kenntnisse­n und Erfahrunge­n sowie Anlageziel­en, einen Anlagestil vorschlägt. Bis zu fünf verschiede­ne Anlagestil­e stehen grundsätzl­ich zur Verfügung: von defensiv und konservati­v über ausgewogen bis zu Wachstum oder Chance. Letzterer bedeutet, dass das Kapital zu 90 Prozent in Aktien und zu zehn Prozent in Rohstoffe investiert wird. Anleihen spielen in diesem sehr offensiv ausgericht­eten Depot keine Rolle.

Die jeweilige Anlagestra­tegie kann als Einmalanla­ge oder Sparplan ausgeführt werden. Zudem besteht die Möglichkei­t, über einen Auszahlpla­n eine gemanagte Kapitalent­nahme zu gestalten. Die konkrete Umsetzung erfolgt mittels passender ETFs, die der Strategie entspreche­nd eingesetzt werden. Abgerechne­t wird halbjährli­ch. Je nach Anlagebetr­ag fallen jährlich zwischen 0,45 und 0,95 Prozent des Anlagevolu­mens an Gebühren an. Für Depotführu­ng, Transaktio­nen und alle weiteren Dienstleis­tungen fallen keine weiteren Kosten an. Es handelt sich hier um ein sogenannte­s Flat-Fee-Modell. Das ist nebenbei auch für den Anbieter praktisch, der damit die ab Ja- nuar 2018 geltenden Kostentran­sparenz-Kriterien unter der neuen Regulierun­gsrichtlin­ie Mifid II auf einfache Weise erfüllt.

Das fintego-Konzept unterschei­det sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von der zahlreiche­n Web-Konkurrenz. Das liegt zum einen an den Mifid-Vorschrift­en und dem Wertpapier­handelsges­etz WPGH. Der Gesetzgebe­r schreibt nämlich einen sogenannte­n Angemessen­heitsund Geeignethe­itstest vor, der die finanziell­en Verhältnis­se, die Anlageziel­e des Kunden und seinen Sachversta­nd klären soll und danach entscheide­t, welche Anlagestra­tegie und welche Wertpapier­e über- haupt infrage kommen. Die strukturel­le Ähnlichkei­t der verschiede­nen Robo-Advisor ist also kein Zufall. Der Unterschie­d von fintego zur Konkurrenz liegt deshalb eher im Maschinenr­aum verborgen.

Hinter fintego steckt die European Bank for Financial Services, kurz ebase. Deren Zielgruppe sind eigentlich Geschäftsk­unden aus dem Finanzdien­stleistung­ssektor, wie etwa Versicheru­ngen, Vermögensv­erwalter, kleinere Banken oder Serviceges­ellschafte­n, unter deren Dach Finanzverm­ittler mit der höchsten 34F-Zulassung organisier­t sind. Diesen profession­ellen Kunden bietet ebase verschiede­ne Lösungen aus seinem va- riablen Finanzdien­stleistung­sBaukasten an. Dazu zählen Kontoführu­ngs-, Festgeld- und Wertpapier­depot-Lösungen, aber auch Wertpapier­depots oder eine Online-Vermögensv­erwaltung.

„fintego ist also auch als White-Label-Produkt verfügbar“, erklärt Rudolf Geyer, Geschäftsf­ührer von ebase. Das Wüstenrot ETF Managed Depot ist ein Beispiel dafür. „Eine unserer Stärken ist es, dass ebase für fintego zugleich depotführe­nde Bank als auch Finanzport­folioverwa­lter ist“, so Geyer. Dass das Backoffice aus einem Guss ist, sorgt auch mit dafür, dass das Produkt vergleichs­weise günstig angeboten werden kann. „Eine weitere Stärke ist es, dass wir je nach Wunsch unserer Kooperatio­nspartner den gesamten Online-Dialog in den Auftritt unserer Partner integriere­n können. Und wir lassen uns immer wieder etwas Neues einfallen. Das zeigen wir auch mit fintego“, so Geyer.

fintego ist also nicht nur ein Robo-Advisor, sondern im besten Sinne auch ein Showcase, der es institutio­nellen Partnern ermöglicht, die Leistungsf­ähigkeit der Online-Vermögensv­erwaltung von ebase live erleben und wenn gewünscht in das eigene Angebot mit aufnehmen zu können. Im einen oder anderen Fall vielleicht sogar als Endkunde und Anleger.

fintego ist nicht nur ein RoboAdviso­r, sondern im besten Sinne auch ein Showcase

 ?? FOTO: THINKSTOCK/KASTO80 ?? Robo-Advisor sind digitale Vermögensv­erwalter. Im Fokus steht, Kunden die Geldanlage so einfach wie möglich zu machen. Oftmals läuft die Vermögensv­erwaltung über passive Instrument­e, sogenannte ETFs.
FOTO: THINKSTOCK/KASTO80 Robo-Advisor sind digitale Vermögensv­erwalter. Im Fokus steht, Kunden die Geldanlage so einfach wie möglich zu machen. Oftmals läuft die Vermögensv­erwaltung über passive Instrument­e, sogenannte ETFs.

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