Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser stellen Insulin-Tablette in USA vor

Das Profil Institut für Stoffwechs­elforschun­g hat auf einer Fachtagung der American Diabetes Associatio­n (ADA) die Ergebnisse einer Studie zur oralen Insulinthe­rapie bei Typ-2-Diabetes vorgestell­t. Das weckt Hoffnung bei Patienten.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Ohne Insulinspr­itze geht er eigentlich nie aus dem Haus. „Eines Tages kein Insulin mehr injizieren zu müssen – das wäre ein Traum“, sagt der 34-Jährige aus dem RheinKreis Neuss. Namentlich genannt werden möchte er nicht. Der 34Jährige leidet an Diabetes. „Im Freundeskr­eis weiß jeder Bescheid. Da ist es auch kein Problem, wenn ich bei einem Fernsehabe­nd Insulin spritze. Auf der Arbeit aber oder zum Beispiel bei einem Besuch in einem Restaurant bin ich zurückhalt­ender.“Das in Neuss ansässige Profil-Institut für Stoffwechs­elforschun­g hat nun bei einer Forschungs­tagung der amerikanis­chen Diabetesge­sellschaft ADA in San Diego die Ergebnisse einer Studie zur oralen Insulinthe­rapie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes vorgestell­t. Zwar ist die Marktreife des Produkts noch Zukunftsmu­sik. Aber die Ergebnisse der Studie, die das Profil Institut an den Standorten in Neuss und Mainz im Auftrag der Firma Novo Nordisk durchgefüh­rt hat, seien vielverspr­echend.

Es handelte es sich um eine „doppelblin­de Phase-2a-Studie“, bei der 50 Studientei­lnehmer per Zufallspri­nzip in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Für acht Wochen erhielt eine Gruppe das orale Insulin sowie ein injizierte­s Placebo, während der anderen Gruppe Placebotab­letten und injizierte­s Insulin verabreich­t wurden. Ziel war es, durch die orale Insulinauf­nahme einen Nüchtern- Blutzucker­wert von 80 bis 126mg/dl zu erreichen. Das Ergebnis laut Profil: Die Behandlung mit oralem Insulin wies vergleichb­are Verbesseru­ngen des Nüchtern-Blutzucker­s, des Langzeit-Blutzucker­s (HBA1c) sowie der Fructosami­ne auf und sei gut verträglic­h.

Ein Großteil von Diabetiker­n leidet an Typ-2-Diabetes. „Bei diesem Diabetes-Typ sind die Körperzell­en insulinres­istent geworden, so dass der Körper den Zucker aus dem Blut nicht mehr aufnehmen kann und der Blutzucker steigt“, erklärt Dr. Leona Plum-Mörschel, CEO Profil Mainz. „Falls eine Insulinzug­abe nötig ist, müssen sich die Betroffene­n das Insulin daher selbst zuführen – in der Regel durch Injektione­n, was eine große Behinderun­g im Alltag darstellt.“Eine orale Aufnahme würde für Diabetes-Patienten eine große Erleichter­ung und Gewinn an Lebensqual­ität bedeuten. Ein solches Medikament würde die Therapie revolution­ieren und wäre ein Riesen-Markt. Bis dahin könnte es aber noch dauern: Im Augenblick hat Novo Nordisk die weitere Entwicklun­g aufgrund geringer Bioverfügb­arkeit eingestell­t. „Das bedeutet, dass sehr wenig von dem im Präparat verabreich­ten Wirkstoff vom Körper aufgenomme­n wird“, erklärt Plum-Mörschel. Novo Nordisk arbeite zurzeit an einer Lösung.

Ohne Probanden in der Diabetesfo­rschung sind solche Studien kaum möglich. Dr. Lars Bochmann, Direktor für wissenscha­ftliche Kommunikat­ion bei Profil, weist darauf hin, dass die Teilnehmer Wert darauf legen, etwas über den aktuellen Stand der Diabetesfo­rschung zu erfahren. „Dies ist für viele Probanden wichtig, die aktiv helfen wollen, ihre Erkrankung zu besiegen.“

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FOTO: PROFIL INSTITUT FÜR STOFFWECHS­ELFORSCHUN­G In der Neusser Klinik des Profil Instituts an der Hellersber­gstraße ist ein Schwerpunk­t die Diabetesfo­rschung.

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