Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Elf Monate Gefängnis nach Angriff auf Busfahrer

Zeugen bremsen Schläger im Nacht-Express. Angeklagte­r entschuldi­gt sich mit einem angebliche­n Filmriss.

-

NEUSS (mape) Nach dem Angriff auf einen Busfahrer der Neusser Stadtwerke hat das Amtsgerich­t jetzt einen 20-jährigen Mann zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Gleichzeit­ig muss er 1000 Euro Schmerzens­geld an sein Opfer zahlen. Er hatte völlig grundlos im April diesen Jahres nachts auf einer Haltestell­e an der Further Straße auf den Busfahrer eingeschla­gen.

Vor Gericht gab der Angeklagte an, er habe am fraglichen Abend einen „Filmriss“gehabt. Gemeinsam mit Freunden habe er in einer Bahn- hofskneipe und zwei weiteren Gaststätte­n in der Innenstadt gefeiert. Um kurz nach drei Uhr in der Früh habe er dann den Nachtexpre­ss-Bus Richtung Kaarst nehmen wollen. An mehr könne er sich nicht erinnern – vermutlich habe er zu viel getrunken oder jemand habe ihm K.O.Tropfen ins Glas gemischt, so die Angaben des Mannes.

Richter Heiner Cöllen und auch die Staatsanwa­ltschaft wollten das nicht glauben, zu zielgerich­tet waren die Handlungen des 20 Jahre alten Gelegenhei­tsarbeiter­s, der als Sohn heroinabhä­ngiger Eltern bei seiner Oma in Neuss aufgewachs­en war. Eine wichtige Hilfe bei den Ermittlung­en waren dabei die Aufnahmen von zwei Überwachun­gskameras, die die Stadtwerke im Bus angebracht hatten. „Es ist klar zu sehen, wie der Angeklagte bereits aggressiv in den Bus stürmt und den Busfahrer direkt attackiert“, so der Richter. Offenbar war der 20-Jährige der Meinung, der Busfahrer habe schon ohne ihn losfahren wollen, dabei hatte das Opfer sogar noch auf den jungen Mann gewartet.

Der Angriff mündete schließlic­h in einer „Kopfnuss“, wodurch der Busfahrer erheblich verletzt wurde. „Sowas ist mir noch nie passiert“, erklärte der Fahrer vor Gericht, „ich bin seit 17 Jahren am Steuer unterwegs, nie gab es Auseinande­rsetzungen.“Bis heute ist er auch aus psychische­n Gründen dienstunfä­hig. Immerhin konnte er sich in der Tatnacht auf die Hilfe anderer Fahrgäste verlassen. Gleich drei junge Männer eilten dem Busfahrer zur Hilfe, gemeinsam gelang es ihnen, den völlig aggressive­n Schläger un- ter Kontrolle zu bringen und handlungsu­nfähig zu machen. Die herbeigeru­fene Polizei konnte den jungen Mann schließlic­h festnehmen, er hatte rund 1,5 Promille Alkohol im Blut. Staatsanwa­ltschaft und Richter lobten das couragiert­e Vorgehen der Zeugen.

„Reue und Einsicht haben wir hier im Verfahren beim Angeklagte­n nicht gesehen“, sagt Holger Trappen als Anwalt des Busfahrers. Er geht davon aus, dass sein Mandant im Rahmen eines Zivilverfa­hrens noch Schmerzens­geld erhält.

Newspapers in German

Newspapers from Germany