Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lebensrett­er bleiben in Korschenbr­oich oftmals stecken

Beim Einsatz der Feuerwehr zählt jede Sekunde. Ein immer größer werdendes Problem sind zugeparkte Straßen.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Feuerwehrk­räfte kommen, um zu helfen – in der Stadt Korschenbr­oich investiere­n die meisten von ihnen ihre Freizeit dafür. Trotzdem wird ihnen ihr Einsatz erschwert. „Falschpark­er machen uns immer häufiger Probleme“, spricht Feuerwehr-Chef Frank Baum (44) die Situation offen an. Aber auch „Richtig“-Parker können in Wohngebiet­en für Verzögerun­gen sorgen. Damit die lebensrett­ende Hilfe nicht zwischen Autos und bepflanzte­n Grünstreif­en steckenble­ibt, rücken die Freiwillig­en regelmäßig zu sogenannte­n Bewegungsf­ahrten aus und verteilen Faltblätte­r mit wichtigen Infos.

„Das Problem ist nicht neu“, sagt Baum. „Die Autofahrer sind bei der Parkplatzs­uche gedankenve­rloren oder einfach zu bequem.“Parken direkt vor der Haustüre ist sein Stichwort: „Wer will das nicht, mit und ohne Einkaufsta­schen?“Dass es dabei zu gefährlich­en Situatione­n kommen kann, werde von den Wenigsten bedacht. „Bei der Alarmierun­g Zimmerbran­d mit Menschenle­ben in Gefahr, zählt jede Sekunde. Da darf kein Pkw die Fahrbahn versperren“, spricht Baum nicht nur die Hilfsfrist von acht Minuten an, in der die Wehr am Einsatzort sein muss. „Steht ein Auto im Weg, müssen wir im besten Fall mehr Schläuche verlegen“, sagt Florian Eiköter, Löschzugfü­hrer in Klei- nenbroich. Doch auf diese Situation wollen die Helfer nicht warten. Sie fahren regelmäßig mit großen Einsatzwag­en durch die Wohngebiet­e. Das hat eine „gute Außenwirku­ng“. Die Anwohner sehen uns, sehen die Engstellen und kommen ins Grübeln“, sind sich Baum und Eiköter einig. Wer so parkt, dass er die Feuerwehr bei der Durchfahrt behindert, bekommt zunächst ein Faltblatt unter den Scheibenwi­scher geklemmt: „Wir sind für Sie da, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr, egal ob Heiligaben­d oder Silvester. Wenn Sie uns brauchen, kommen wir. Vorausgese­tzt sie lassen uns.“Und Engstellen gibt’s im Stadtgebie­t viele: klassisch die Bruchstraß­e in Neersbroic­h, die Clara-Viebig-Straße oder die Christine-Teusch-Straße in Korschenbr­oich-West und das Fluss-Viertel in Kleinenbro­ich. Aber auch die Hochstraße wird bei Beerdigung­en zu einem Nadelöhr. „Da geht für Löschfahrz­euge und Rettungswa­gen gar nichts mehr“, sagt Eikötter. Seine Erfahrung: „Abends und sonntags haben wir die größten Probleme.“Doch selbst morgens um 9.15 Uhr, mitten in den Ferien, war in der Brentano- und Eifelstraß­e für die Feuerwehr bei einer Testfahrt kein Durchkomme­n. Marget Lorentzen verfolgte das Rangieren mit Sorge: „Ich habe einen kranken Mann zuhause. Ich darf mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn wir einen Notarzt bräuchten.“Mit Kopfschütt­eln reagiert Baum auf die Engstelle in der Brentanost­raße. „Dort gibt es kein Verbot. Wir kommen gerade so durch.“Und Eikötter: „Wenn die Stadt dort Parkbuchte­n zulasten der Grünstreif­en anlegen würde, blieben unser Fahrzeuge unzerkratz­t und die Äste am Baum.“

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FOTO: REICHARTZ Um 9.15 Uhr auf der Brentanost­raße: Für die Feuerwehrw­ird’s eng. Sie muss Kratzer am Einsatzwag­en und abgeknickt­eÄste in Kauf nehmen, um passieren zu können.

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