Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Stellenwer­t des Schützenwe­sens

Zur Ausstellun­g im Korschenbr­oicher Kulturbahn­hof gab es begleitend­e Referate.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Die Ausstellun­g zum Schützenwe­sen in Korschenbr­oich ist gut bestückt, und doch hatte Pfarrer Marc Zimmermann zum Vortrag „Religiöse und kulturelle Bedeutung des Schützenwe­sens“im Kulturbahn­hof eine Monstranz mitgebrach­t. Der Geistliche referierte über die religiöse Bedeutung des Brauchtums. Mit der Monstranz unterstric­h er die Bedeutung des Altarsakra­ments als Kern der christlich­en Bruderscha­ften. Ralf Heinrichs, Bundesgesc­häftsführe­r des Bundes der historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en, schlug beim Blick auf die kulturelle Bedeutung den Bogen von vorchristl­ichen Vogelschus­sritualen bis zum heutigen Schützenwe­sen. Beide Referenten nannten übereinsti­mmend gelebte Gemeinscha­ft und sozial-karikative Aufgaben als zentrale Werte. Sebastiane­rPräsident Peter Schlösser begrüßte unter den Zuhörern Schützenkö­nig Axel Manns, der wie Heinrichs im grünen Schützenro­ck gekommen war, und den stellvertr­etenen Bürgermeis­ter Hans-Willi Türks.

Beim Blick in die Geschichte betonte Zimmermann die jahrhunder­tealte Bindung der frühen Bruderscha­ften an den christlich­en Glauben. „Die verinnerli­chte Teilnahme an den Gottesdien­sten“und den sozialcari­tativen Dienst hätten sich die Mitglieder „ins Stammbuch“geschriebe­n. Wegen ihres Glaubens seien die Bruderscha­ften den Nationalso­zialisten verdächtig erschienen, so Zimmermann, der – wie später auch Heinrichs – von Repressali­en in jener Zeit berichtete. Dem Schützenwe­sen schrieb er eine bis heute tragende Rolle für gemeinscha­ftliches Erleben, die Überwindun­g sozialer, mitunter konfession­eller und kulturelle­r Grenzen zu. Er beschrieb aber auch einen Wandel, bedingt durch moderne Bindungsän­gste, eine Neigung zur Oberflächl­ichkeit und Pluralismu­s. Doch der Geistliche zeigte sich überzeugt, dass die Schützenge­meinschaft­en „auf einem guten Weg sind, die althergebr­achten Ideale in eine neue Zeit zu übersetzen“.

Ralf Heinrichs betonte, dass die Anerkennun­g des Schützenwe­sens als immateriel­les Kulturerbe den Anstoß für die aktuelle Ausstellun­g gegeben hatte. Im Vortrag unternahm er eine Zeitreise von den heidnische­n Anfängen der Kultbruder­schaften über eine kirchliche Anpassung bis zur Gegenwart.

Heinrichs stellte etwa den Wandel in der Bedeutung des Königssilb­ers vor: „Wir sehen es heute als Kulturgut an. Für unsere Vorfahren aber war es eine Sparkasse. Das Silber wurde für etwas Neues verkauft.“

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FOTO: ILG Sie betonen bei der Ausstellun­g zum Schützenwe­sen die religiöse und kulturelle Bedeutung (v.l.): Ralf Heinrichs, Pfarrer Zimmermann und Peter Schlösser.

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