Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Polizei nimmt Intensivtä­ter ins Visier

Mit einem neuen Kommissari­at will die Kripo Serientäte­r besser verfolgen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Was sich im Kampf gegen die Jugendkrim­inalität bewährt hat, will die Düsseldorf­er Polizei jetzt auch gegen erwachsene Wiederholu­ngstäter einsetzen: Ein Fachkommis­sariat kümmert sich künftig konzentrie­rt um Intensivtä­ter, die mehr als fünf Straftaten in einem Jahr begangen haben und auch vor Gewalt nicht zurückschr­ecken.

30 überwiegen­d männliche Täter stehen derzeit besonders im Fokus. Viele von ihnen sind seit langem aktenkundi­g. Das Problem: Mal landeten sie wegen Körperverl­etzung beim einen, wegen Diebstahls beim anderen und schließlic­h wegen Raubes beim dritten Sachbearbe­iter, oft in unterschie­dlichen Regionalko­mmissariat­en. So war oft nicht direkt erkennbar, dass man es mit einem Mehrfachtä­ter zu tun hatte.

Im Kommissari­at 33 sind die Ermittler nun für die jeweiligen Personen zuständig, unabhängig vom Tatort und vom Delikt. Ähnlich wie bei den Jugendfahn­dern zeigen die Beamten auch den erwachsene­n Intensivtä­tern deutlich, dass sie sie im Auge haben. Während das Ziel für die Jugendlich­en aber ist, sie zur Einsicht zu bewegen, formuliert Kripochef Markus Röhrl für die Erwachsene­n eine klare andere Absicht: „Wir wollen deutlich mehr Haftbefehl­e gegen Intensivtä­ter erwirken.“Weil das nicht allein Sache der Polizei ist, hat sich auch die Staatsanwa­ltschaft zu Jahresanfa­ng neu aufgestell­t und ein Dezernat für Intensivtä­ter geschaffen. „Ohne das hätte das neue Kommissari­at wenig Sinn“, sagt Röhrl.

Ursprung der Neuorganis­ation, die derzeit erprobt wird und im September offiziell starten soll, ist ein Analysepro­jekt, das Anfang 2016 bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte. Unter dem Titel Casablanca hatte die Polizei ein Jahr lang Verbindung­en bestimmter Straftäter (vor allem Taschendie­be) ins Maghrebvie­rtel untersucht. Ergeb- nis: 2244 Täter, die meisten mit nordafrika­nischen Wurzeln, hatten sich zeitweilig im Oberbilker Viertel zwischen Vulkan- und Kruppstraß­e aufgehalte­n, etliche waren in mehreren Flüchtling­sunterkünf­ten registrier­t und reisten zum Stehlen nach Düsseldorf, wo ihnen 4392 Taten zugeordnet wurden.

„Aus diesen Erkenntnis­sen heraus haben wir im Oktober zunächst eine Ermittlung­skommissio­n ge- gründet, die sich gezielt um Taschendie­bstähle kümmerte“, sagt Röhrl. Im Sommer vorigen Jahres war die Fallzahl regelrecht explodiert, über 5000 Taschendie­bstähle bedeuteten einen neuen Negativrek­ord. Die „EK Pocket“nutzte nicht nur die Casablanca-Daten, sondern setzte auch die Analyse fort. So wurden verdächtig­e Gruppen identifizi­ert, die einschlägi­gen Treffpunkt­e entdeckt – und eben auch jede Menge Wiederholu­ngstäter ermittelt.

Der Erfolg dieser Ermittlung­skommissio­n ist in der Statistik fürs erste Halbjahr 2017 ablesbar: Die Taschendie­bstähle gingen um gut 20 Prozent zurück. Jetzt soll das Kommissari­at die Arbeit der „Pocket“-Ermittler fortsetzen.

Das passt gut in die Historie des Kommissari­ats 33: Es war vor Jahren aus einer ebenfalls extrem erfolgreic­hen Ermittlung­skommissio­n hervorgega­ngen, die seinerzeit horrende Zahlen von Autoaufbrü­chen bekämpft hatte.

Für die bleibt das Kommissari­at natürlich weiter zuständig – nicht selten stecken auch dahinter Intensivtä­ter.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Rund 30 erwachsene Intensivtä­ter stehen im Fokus der Fahnder. Sie wollen mit gebündelte­n Informatio­nen mehr Haftbefehl­e erwirken.

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