Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viele NRW-Kommunen wirtschaft­en schlecht

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Monheim ist eine mittelgroß­e rheinische Stadt und stand bis vor wenigen Jahren in der Haushaltss­icherung. Das ist eine schöne Umschreibu­ng dafür, dass eine Kommune ihre laufenden Ausgaben aus eigenen Mitteln nicht mehr bezahlen kann und deshalb unter die Kuratel des Landes gestellt wird. Mit anderen Worten: Monheim, lange Jahre von SPD und CDU regiert, war pleite. Dann schaffte ein junger Student namens Daniel Zimmermann die Wende. Gemeinsam mit seinem Bündnis Peto senkte er die Gewerbeste­uern, sparte am Sozialen, wo es nicht ganz dringlich war, und wies neue Wirtschaft­sgebiete aus. Der Erfolg gab ihm recht: Monheim gehört heute zu den reichsten Kommunen in NRW.

Das sollte Vorbild sein für andere Gemeinden des Landes. Doch die klagen lieber beredt, wie wenig finanziell­er Spielraum ihnen bleibt angesichts ihrer vielen Aufgaben.

Die hoch verschulde­ten Gemeinden in NordrheinW­estfalen lamentiere­n gern über ihre Finanznot. Dabei sind viele an ihrer schlechten Kassenlage selbst schuld.

Zum Beispiel die Stadt Essen: Sie überzog ihren Dispo doppelt so stark wie alle Kommunen in Bayern, Baden-Württember­g, Sachsen und Thüringen zusammen.

Dabei sind es diese Kassenkred­ite, die dazu führen, dass Stadträte und Kämmerer ihre kommunalen Haushalte nicht nachhaltig konsolidie­ren und wie private Schulden-Junkies alles über den Dispo erledigen. Die derzeit niedrigen Zinsen verführen erst recht dazu.

Dabei sollten Kommunen sich für die laufenden Ausgaben wie Sozialleis­tungen oder Straßenrep­araturen nicht verschulde­n – und schon gar nicht kurzfristi­g. Bestenfall­s für einmalige vielverspr­echende Investitio­nen sind aus ökonomisch­er Sicht langlaufen­de Kommunalkr­edite erlaubt. Dagegen verhalten sich viele NRW-Kommunen wie umgekehrte Hedgefonds. Sie decken sich mit billigem Geld ein, finanziere­n wählerwirk­same Sozialausg­aben und hoffen, dass alles gut wird. Wenn nicht, folgt ein böses Erwachen. Dann genießen die Verantwort­lichen längst ihre gut dotierten Pensionen oder rufen nach der Hilfe des Landes.

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