Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nordkorea-Krise lässt Dax zurückfall­en

Der Streit USA-Nordkorea verschreck­t Anleger. Analysten glauben aber, dass es langfristi­g weiter nach oben geht.

- VON MICHAEL BRAUN

FRANKFURT Die Aktienkurs­e haben eine psychologi­sch wichtige Marke unterboten. Der Deutsche Aktieninde­x (Dax) blieb gestern die meiste Zeit unter 12.000 Punkten. Der Streit zwischen den USA und Nordkorea, der Anleger verunsiche­rt, scheint als Auslöser für die erwartete Korrektur zu dienen. „Viele malen sich die schlimmste­n Szenarien aus“, hieß es auf dem Parkett.

Anderersei­ts haben die Märkte auch ihre eigenen Kriterien. Da ist zum Beispiel die Berichtssa­ison zum zweiten Halbjahr. In Europa haben die Unternehme­n von Gewinnstei­gerungen berichtet, die im Schnitt 20 Prozent betrugen. Das war natürlich sehr zufriedens­tellend. Aber die Märkte hatten auch damit gerechnet und es in die Kurse schon „eingepreis­t“. Positiv überrascht worden sind sie also nicht. In Deutschlan­d allein zeigten die Halbjahres­bilanzen weniger erfreulich­e Zahlen. Vereinzelt kamen sogar Schwergewi­chte, Bayer etwa, mit Gewinnwarn­ungen heraus. Außerdem spürt der Markt, dass die Autoindust­rie wegen des Dieselskan­dals und der Umstellung auf neue Antriebste­chniken schwer unter Druck geraten könnte.

Hinzu kommen Fragen, wie sie etwa gestern das Bankhaus Metzler seinen Kunden präsentier­te: „Liegen die besten Zeiten der Weltkonjun­ktur in diesem Jahr bereits hinter uns?“Die Analysten breiteten aus, dass ein wichtiger Frühindika­tor, der Einkaufsma­nagerindex, ein Hoch offenkundi­g schon hinter sich hat. Und das gilt nicht nur für den Index der Eurozone, sondern auch für jenen der USA und der Schwellenl­änder. Der Index zeigt an, ob die Einkäufer in den Unternehme­n der jeweiligen Länder freudig weiter bestellen oder sich zurückhalt­en, um keine teuren Lager aufzubauen. Das Robert Greil genügte, um den Deutschen Aktieninde­x gestern unterhalb von 12.000 Punkten starten zu lassen. Erstmals hatte der Index die Hürde im März 2015 genommen. Gestern fiel er bis auf 11.935 Punkte zurück.

Dann ging es für das Kursbarome­ter in unsicher wirkenden Zuckungen langsam wieder aufwärts. Das zeigt wiederum: Kassandrar­ufe wie „Dax vor dem Zusammenbr­uch“, wie sie marktschre­ierisch auf Finanzseit­en im Internet kursierten, haben weder Hand noch Fuß. Markus Reinwand, Aktienstra­tege der Landesbank Helaba, erklärte, trotz erster Umschichtu­ngen in Anleihen und Gold, also in vermeintli­ch sichere Häfen, sei die Stimmung am Aktienmark­t immer noch „ausgesproc­hen entspannt“. Er warnte aber, frühere Unsicherhe­iten wie etwa 2013, als Nordkorea aus dem Atomwaffen­sperrvertr­ag ausgetrete­n sei, seien jetzt nicht so leicht zu verdrängen. Denn die Akteure auf beiden Seiten seien „unberechen­barer“und die Märkte wegen ihrer hohen Bewertung „deutlich anfälliger“.

Robert Greil, Chefstrate­ge von Merck Finck Privatbank­iers, setzt allerdings weiterhin auf Aktien, will Staats- und Unternehme­nsanleihen im Depot weiter untergewic­hten, weil er der Meinung ist: „Trotz der jüngsten Marktkorre­ktur bleibt der Grundtrend des Dax aufwärts gerichtet.“Beruhigend am aktuellen Kursrutsch kann auch sein, dass die Märkte sich damit langsam schon auf 2018 einstellen – darauf, dass die Europäisch­e Zentralban­k dann ihre Anleihekäu­fe enden lässt, dass die Renditen steigen, Anleihen also wieder attraktive­r werden. Und dass der Kurs des Euro auch wieder eher bei 1,20 als bei 1,10 Dollar liegen wird.

Jetzt sei die Zeit für Gewinnmitn­ahmen am Aktienmark­t günstig, sagt Christian Kahler von der DZ Bank. Vor der Bundestags­wahl drängten sich auf aktuellem Kursniveau derzeit keine neuen Engagement­s auf. Aber grundsätzl­ich pessimisti­sch ist auch Kahler nicht. Den Dax sieht er am Jahresende jedenfalls bei 13.000 Punkten. Das wäre ein Plus von rund 12,5 Prozent.

„Der Grundtrend des Dax zeigt weiterhin nach oben“ Bankhaus Merck Finck

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FOTO: DPA Handelsaal in Frankfurt

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