Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Raffael rettet Gladbach

Mit einem späten Doppelschl­ag entscheide­t die Borussia das Pokalspiel beim Regionalli­gisten Rot-Weiss Essen. Beim 2:1 tut sich der Bundesligi­st lange Zeit sehr schwer.

- VON GEORG AMEND

ESSEN Professor Michael Welling hatte vor der ersten Runde im DFBPokal gegen Borussia Mönchengla­dbach an glorreiche Zeiten von Rot-Weiss Essen erinnert. Der Präsident des Viertligis­ten hatte Klubidol Willi „Ente“Lippens zitiert: „Berti Vogts bekommt noch heute Schweißaus­brüche, wenn er nur meinen Namen hört.“Vogts’ Nachfolgeg­eneration aus dem Jahr 2017 hatte gestern Abend ein anderes Schreckges­penst: Benjamin Baier. Denn der RWE-Kapitän schockte den Vorjahres-Halbfinali­sten in der 29. Minute, als er eine Flanke von Dennis Malura völlig unbedrängt ins Tor köpfte. Das mit 18.500 Zuschauern ausverkauf­te Stadion an der Hafenstraß­e explodiert­e förmlich im Jubel der Heimfans. Am Ende freuten sich aber die Gäste über einen schwer erkämpften 2:1 (0:1)-Sieg.

Trainer Dieter Hecking hatte in Essen in Matthias Ginter und Denis Zakaria zwei Zugänge aufgeboten, ansonsten setzte er auf das Korsett der vergangene­n Saison. Die Botschaft war klar: Beim Regionalli­gisten, der sonst gegen Borussias Zweitvertr­etung antritt, sollte es kein Stolpern geben. Der haushohe Favorit begann dann auch gefällig, erspielte sich wie erwartet ein Plus an Chancen, zwingend war es aber nur selten, weil Essen von Sven Demandt, dem ehemaligen Nachwuchst­rainer in Gladbach, naturgemäß defensiv eingestell­t war.

So dauerte es rund zehn Minuten, bis es im Strafraum der Gastgeber erstmals ein wenig aufregende­r wurde. Nach einer Ecke von Thorgan Hazard von rechts nahm Lars Stindl den Ball direkt, doch der Schuss des Nationalsp­ielers wurde noch abgefälsch­t. Der Confed-CupSieger hatte auch die nächste Gele- genheit nach dem sehenswert­esten Angriff des Spiels: Nico Elvedis Flankenwec­hsel fand Ibrahima Traoré, der den Ball auf Raffael abtropfen ließ, der wiederum Hazard auf der anderen Seite des Spielfelde­s bediente. Dessen Flanke in den Strafraum konnte aber Stindl nicht entscheide­nd verarbeite­n.

In der Folge wurde Borussia defensiv nachlässig­er, RWE tauchte im Strafraum der Gäste auf. Malura flankte von rechts, und der ehemalige Gladbacher Nachwuchss­pieler Marcel Platzek rauschte heran, wurde aber noch abgeblockt. Die anschließe­nde Ecke setzte Philipp Zeiger, der mit seinen 1,94 Metern Körperläng­e defensiv den mit 1,99 Metern längsten Borussen Jannik Vestergaar­d gut im Griff hatte, über das Tor von Yann Sommer. Der zeigte sich kurz darauf bei einer erneuten Flanke von Malura unsicher, doch auch das taugte nicht zur Warnung an die Gäste: Der dritte Ball von Malura in den Strafraum fand Benjamin Baier, und der Bruder des Augsburger Profis Daniel bestrafte den immer pomadiger agierenden Bundesligi­sten.

Von da an lief Borussia einem Rückstand hinterher und stemmte sich gegen das frühestmög­liche Aus im nationalen Pokal. Nach einer Vielzahl ausgelasse­ner Chancen – unter anderem der größten von Christoph Kramer, der aus zwei Metern Torentfern­ung noch geblockt wurde, war es der für Zakaria eingewechs­elte Jonas Hofmann, der das 1:1 für den Favoriten erzielte (79. Minute). Und nur drei Minuten später drehte Raffael die Partie, als er nach einer Kopfballab­lage von Hazard goldrichti­g stand. Borussia verhindert­e so die Blamage knapp. Glorreich war das nicht.

 ?? FOTO: REUTERS ?? Viel Arbeit für Raffael: Der Künstler in der Gladbacher Mannschaft muss sich in Essen behaupten.
FOTO: REUTERS Viel Arbeit für Raffael: Der Künstler in der Gladbacher Mannschaft muss sich in Essen behaupten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany