Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wollte ein Rentner Kaufhausdetektive bloß testen?
(wuk) Ein 75-jähriger Rentner wollte angeblich bloß Sicherheitslücken in einem Kaufhaus in der Innenstadt aufdecken – und landete dafür gestern unter Diebstahlsanklage vorm Amtsgericht.
Fünf Herrenjacken für insgesamt fast 1300 Euro waren nach einem Kaufhaus-Besuch im Dezember 2016 in seinem Auto entdeckt worden. Diese Jacken ohne Bezahlung mitgenommen zu haben, gab der Senior sogar lächelnd zu: „Ich wollte ja beweisen, dass jeder hingehen und sich etwas mitnehmen kann – weil es an Jacken keine Sicherheitsetiketten gab, solche Pieper“, sagte er im Prozess und versicherte: „Ich wollte sie alle wirklich zurückbringen!“Dass er dazu aber nicht mehr gekommen war, sondern von Kaufhausdetektiven „im Schwitzkasten abgeführt“und der Polizei übergeben worden sei, hielt der Rentner nur für eine unglückliche Wendung. Die Staatsanwältin sprach dagegen von Ladendiebstahl – und davon, dass der Angeklagte bei der Polizei sogar getönt habe, er habe die Jackendiebstähle „aus Langeweile“begangen, „weil es Spaß macht“und „um dem Kaufhaus eins auszuwischen, habe er noch mehrere Jacken zuhause“. Ob der Senior das gesagt hatte? „Ein bisschen schon“, kam es dazu von der Anklagebank. Doch vier weitere Jacken, die kurz danach in seiner Wohnung in Flingern entdeckt worden sind, will der Angeklagte redlich erworben haben – das beteuerte er auch gestern vor Gericht.
Was hier Wahrheit ist und was Dichtung, wollte der Richter nicht eigenmächtig entscheiden, sondern will jetzt einen Spezialisten konsultieren. Aber keinen Experten für Sicherungsetiketten, sondern einen Psychologen, der die Schuldfähigkeit des 75-Jährigen prüfen soll. Dafür wurde der Prozess abgebrochen und soll erst nach der Diagnose des Mediziners neu aufgerollt werden.