Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grevenwurz bringt mehr Pep aufs Steak

In seiner Versuchskü­che entwickelt Andreas Fricke Gewürzmisc­hungen aus regionalen Viktualien.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH „Ein guter Koch ist ein Koch, der seine eigene Küche macht und sie isst“, sagte der jüngst verstorben­e Gastronomi­ekritiker Christian Millau. „Ein Koch ist ein Künstler, ein Handwerker“, er müsse seinem eigenen Geschmack treu bleiben und nicht den Moden der Zeit folgen. „Man muss das tun, worauf man Lust hat.“

Genau so ist es bei Andreas Fricke. Essen ist die Leidenscha­ft des Grevenbroi­chers. „Ich koche für mein Leben gerne.“Und weil der Autodidakt vor allem gerne am Grill zubereitet, es dort für seine Spezialitä­ten aber nie die nach seinem Geschmack wirklich treffenden Gewürze für den finalen Schliff gab, hat er die kurzerhand selbst entwickelt. Grevenwurz heißt sein Online-Portal. Hier gibt es seine Spezialitä­t, sogenannte Rubs. Das sind trockene Gewürzmisc­hungen, die zusätzlich zur Marinade aufs Fleisch gegeben werden und neben der speziellen Geschmacks­komponente für eine krosse Kruste sorgen. Und dann ist der 36-Jährige, der bislang erfolgreic­h als Grafik-Designer sein Geld verdiente und 2012 der Liebe und Familie wegen aus der Großstadt Köln ins ländliche Grevenbroi­ch gezogen ist, in seinem Element. Als „experiment­ierfreudig“beschreibt er sich an den Mörsern. „Ich habe keine Scheu vor neuen Dingen.“Wenn er Oregano, Thymian, Salbei und Kreuzkümme­l mit der Prise Chili für die Schärfe und allerlei Geheimniss­vollem kombiniert, entsteht eine kreolische Gewürzmisc­hung. Magic Dust, also „magischer Nebel“lautet die Bezeichnun­g für einen anderen, von ihm ersonnenen Klassiker. Der dorthinein komponiert­e Rohzucker karamelisi­ert, geräuchert­es Paprikapul­ver nebst Rauchsalz bilden den peppigen Gegenpart – und alles zusammen sorgt für ungewöhnli­che Geschmacks­erlebnisse. Auch aus der ayurvedisc­hen Küche hat er Anleihen genommen, Pfeffer, Knoblauch und Ingwer sorgen hier für Zungenfreu­den. „Jedes für sich eine Medizin – und vor allem lecker.“Mit die- sem magischen Würzmix wird aus schnödem Huhn eine asiatische Köstlichke­it. Bereitet er Pulled Pork zu, eine Spezialitä­t aus Schwein, dauert der Vorgang schon mal 20 Stunden. Auch die Spareribs sind nach etwa sechs Stunden und Vorgängen wie schmoren, ruhen und grillen so zart, dass sie vom Knochen fallen. Grundprodu­kte sind bevorzugt regionaler Herkunft wie beim „Dicken Apfel“, für die er Obst vom Schloss Dyck bezieht. Zusatzstof­fe, Geschmacks­verstärker oder Konservier­ungsstoffe gibt es nicht.

Das A und O, erklärt der Fachmann, sind für Fleischzub­ereitungen, die lange ziehen müssen, was in der BBQ-Fachsprach­e wegen der langen, aber niedrig temperiert­en Garmethode als „low and slow“bezeichnet wird, Trockenmar­inaden.

Kreateur Andreas Fricke ist ein gerngesehe­ner Gast. „Alle freuen sich, wenn ich etwas mitbringe“, sagt er in Bezug auf seine begehrten Gewürzgesc­henke – die auch optisch ein Knaller sind. „Da kommt halt der Designer durch.“So gerne er ausprobier­t, so gerne lässt er sich bekochen. „Ich bin kein Kontrollfr­eak, der sich in die Zubereitun­gsarten anderer einmischt.“

Grundprodu­kte sind bevorzugt regionaler Herkunft wie Obst vom Schloss Dyck

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Andreas Fricke am Mörser: Die richtige Mischung aus Knobi, Ingwer und Pfeffer sorgt für den finalen Schliff auf Fleisch.

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