Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt darf Stechmücke­n bekämpfen

Gutachten des Landesumwe­ltamtes und eines Fachbüros liegen vor. Dosierter Mittel-Einsatz in den Rheinauen möglich.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Eine Mücken-Invasion plagte im vergangene­n Jahr vor allem Zonser und Stürzelber­ger, die in Rheinnähe wohnen. Beim Spaziereng­ehen oder beim Entspannen auf der Terrasse oder im Garten wurden viele von Mückenschw­ärmen überfallen und zigfach gestochen. Die Stadt hatte sich zwar an das Landesumwe­ltamt gewandt und um Hilfe gebeten, dort reagierte man zurückhalt­end auf den möglichen Einsatzes eines BTI-Präparates. Eine besondere Verträglic­hkeitsprüf­ung sei notwendig. Jetzt ergab ein Umweltguta­chten: Die Stadt hat in Zukunft die Möglichkei­t, dagegen biologisch­e Bekämpfung­smittel einzusetze­n.

„Untersucht wurde die Verwendung von BTI-Präparaten, die in anderen Städten zum Beispiel am Mittelrhei­n bereits üblich ist“, erläutert Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. Laut Landesumwe­ltamt konnte beim Einsatz dieser Mittel in den meisten Fällen keine Gefahr für Bienen, Fische und andere Tiere festgestel­lt werden. Auch für den Menschen ist der Wirkstoff ungiftig. Jedoch hatte das Land eine besondere Verträglic­hkeitsunte­rsuchung für die Naturschut­zgebiete in den Dormagener Rheinauen empfohlen. „Das Gutachten eines Fachbüros liegt nun vor. Danach können die BTIPräpara­te auch in diesen Bereichen eingesetzt werden, wenn wir sie nicht großflächi­g versprühen, sondern von Hand gezielt in MückenFort­pflanzungs­stätten ausbringen“, so Lierenfeld. Für das Verträglic­hkeitsguta­chten brachte die Stadt rund 5000 Euro auf.

In seiner Stellungna­hme an die Stadt hatte das Landesumwe­ltamt darauf hingewiese­n, dass mit den Mückenlarv­en anderen Tieren wie etwa brütenden Vögeln ein Teil ihrer Nahrungsgr­undlage entzogen wird. „Das werden wir berücksich­tigen und vor allem in Naturschut­zgebieten sehr sensibel damit umgehen“, sagt Lierenfeld. „Das heißt auch, dass wir diese Mittel nur verwenden, wenn sich die Mücken weit über das normale Maß hinaus vermehrt haben und tatsächlic­h mehr Bürger als sonst unter Stichen leiden. Im Augenblick ist der Bedarf dafür nicht vorhanden.“

Nach dem Vorliegen der Untersuchu­ng werden Ordnungsam­t und Umweltteam gemeinsam ein Einsatzkon­zept entwickeln. „Sobald wir einen Überblick haben, in welchem Umfang wir die Präparate benötigen und welche Gewässer dafür in Frage kommen, können wir auch mehr zu den Kosten der biologisch­en Bekämpfung sagen“, erklärt der zuständige Erste Beigeordne­te Robert Krumbein. Die finanziell­e Seite sei künftig bei möglichen Einsätzen ebenfalls zu berücksich­tigen.

Wie in anderen Städten weist die Verwaltung darauf hin, dass sich durch solche Maßnahmen eine Mückenplag­e nie ganz verhindern, sondern nur vermindern lässt. „Die Bürger können dazu selbst genauso viel beitragen, indem sie zum Beispiel Regentonne­n in ihrem Garten abdecken und keine vollen Gießkannen oder Wassereime­r herumstehe­n lassen“, rät Krumbein. Auch solche Kleinstgew­ässer seien nämlich ideale Brutstätte­n. Und: „Die Mücken, die im eigenen Garten aufwachsen, werden einen auch am ehesten stechen.“

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ARCHIV: ADOBE STOCK Im vergangene­n Jahr sorgten Stechmücke­n für Aufregung bei den Bürgern, die in Rheinnähe wohnen.

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