Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt darf Stechmücken bekämpfen
Gutachten des Landesumweltamtes und eines Fachbüros liegen vor. Dosierter Mittel-Einsatz in den Rheinauen möglich.
DORMAGEN Eine Mücken-Invasion plagte im vergangenen Jahr vor allem Zonser und Stürzelberger, die in Rheinnähe wohnen. Beim Spazierengehen oder beim Entspannen auf der Terrasse oder im Garten wurden viele von Mückenschwärmen überfallen und zigfach gestochen. Die Stadt hatte sich zwar an das Landesumweltamt gewandt und um Hilfe gebeten, dort reagierte man zurückhaltend auf den möglichen Einsatzes eines BTI-Präparates. Eine besondere Verträglichkeitsprüfung sei notwendig. Jetzt ergab ein Umweltgutachten: Die Stadt hat in Zukunft die Möglichkeit, dagegen biologische Bekämpfungsmittel einzusetzen.
„Untersucht wurde die Verwendung von BTI-Präparaten, die in anderen Städten zum Beispiel am Mittelrhein bereits üblich ist“, erläutert Bürgermeister Erik Lierenfeld. Laut Landesumweltamt konnte beim Einsatz dieser Mittel in den meisten Fällen keine Gefahr für Bienen, Fische und andere Tiere festgestellt werden. Auch für den Menschen ist der Wirkstoff ungiftig. Jedoch hatte das Land eine besondere Verträglichkeitsuntersuchung für die Naturschutzgebiete in den Dormagener Rheinauen empfohlen. „Das Gutachten eines Fachbüros liegt nun vor. Danach können die BTIPräparate auch in diesen Bereichen eingesetzt werden, wenn wir sie nicht großflächig versprühen, sondern von Hand gezielt in MückenFortpflanzungsstätten ausbringen“, so Lierenfeld. Für das Verträglichkeitsgutachten brachte die Stadt rund 5000 Euro auf.
In seiner Stellungnahme an die Stadt hatte das Landesumweltamt darauf hingewiesen, dass mit den Mückenlarven anderen Tieren wie etwa brütenden Vögeln ein Teil ihrer Nahrungsgrundlage entzogen wird. „Das werden wir berücksichtigen und vor allem in Naturschutzgebieten sehr sensibel damit umgehen“, sagt Lierenfeld. „Das heißt auch, dass wir diese Mittel nur verwenden, wenn sich die Mücken weit über das normale Maß hinaus vermehrt haben und tatsächlich mehr Bürger als sonst unter Stichen leiden. Im Augenblick ist der Bedarf dafür nicht vorhanden.“
Nach dem Vorliegen der Untersuchung werden Ordnungsamt und Umweltteam gemeinsam ein Einsatzkonzept entwickeln. „Sobald wir einen Überblick haben, in welchem Umfang wir die Präparate benötigen und welche Gewässer dafür in Frage kommen, können wir auch mehr zu den Kosten der biologischen Bekämpfung sagen“, erklärt der zuständige Erste Beigeordnete Robert Krumbein. Die finanzielle Seite sei künftig bei möglichen Einsätzen ebenfalls zu berücksichtigen.
Wie in anderen Städten weist die Verwaltung darauf hin, dass sich durch solche Maßnahmen eine Mückenplage nie ganz verhindern, sondern nur vermindern lässt. „Die Bürger können dazu selbst genauso viel beitragen, indem sie zum Beispiel Regentonnen in ihrem Garten abdecken und keine vollen Gießkannen oder Wassereimer herumstehen lassen“, rät Krumbein. Auch solche Kleinstgewässer seien nämlich ideale Brutstätten. Und: „Die Mücken, die im eigenen Garten aufwachsen, werden einen auch am ehesten stechen.“