Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

BW Neuss feiert Titel – und will auch aufsteigen

Der hart erkämpfte 5:4-Sieg über den TC Blau-Weiss Berlin bringt den Rekordmeis­ter wieder zurück in die Tennis-Bundesliga.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Seit gestern Abend um 18.27 Uhr ist die „Sportstadt“Neuss wieder um einen Bundesligi­sten reicher. Unbemerkt von Sportpolit­ik und -verwaltung feierte der TC Blau-Weiss Neuss nach einjährige­r Abwesenhei­t die Rückkehr in die Tennis-Bundesliga.

Genauer gesagt: Der Rekordmeis­ter sicherte sich mit seinem 5:4-Sieg über den TC Blau-Weiss Berlin den Meistertit­el in der Zweiten Liga Nord und damit das Aufstiegsr­echt. Dass er es wahrnimmt, ist sehr wahrschein­lich. „Die Tendenz von Spielbetri­ebs GmbH und Verein geht eindeutig in diese Richtung“, versichert­e Abraam Savvidis in einem Telefonges­präch mit unserer Redaktion. Der BW-Vorsitzend­e erlebte den historisch­en Moment im Griechenla­nd-Urlaub nur am LiveTicker, war aber per Handy der erste Gratulant von Teamchef Marius Zay.

Der wirkte erleichter­t, nachdem es auf der vom Dauerregen durchweich­ten Asche enger und spannender zugegangen war als es nach einer schnellen 4:0-Führung der Hausherren den Anschein hatte. „Dass die Berliner kämpfen würden, war klar – das tut in dieser Liga jeder,“sagte Zay. Er sieht sich selbst auch als solchen Kämpfertyp: „Deshalb gehe ich auch lieber in die Erste Liga hoch und versuche dann alles, um drin zu bleiben, als von vornherein auf den Aufstieg zu verzichten.“

Savvidis sieht das ähnlich: „Nach reiflicher Überlegung und etlichen Gesprächen mit unseren wichtigste­n Sponsoren sind wir der Meinung, dass wir uns der Herausford­erung stellen sollten.“Die Sponsoren hätten Zustimmung und Unterstütz­ung signalisie­rt. Das kann Jürgen Hauck, als Mitinhaber der HauckRohrb­ach Augencentr­en einer der wichtigste­n aktuellen Unterstütz­er des TC Blau-Weiss Neuss, nur bestätigen: „Ich finde es toll, was in dieser Saison hier abgelaufen ist“, sagt der Düsseldorf­er Augenarzt, der über seine Tennis-spielende Tochter den Weg an die Jahnstraße fand, „ein Aufstieg würde die positive Stimmung noch verstärken.“Für Abraam Savvidis ist eines jedoch klar: „Wir sagen jetzt nicht: Hallo Bundesliga, wir sind wieder da, wo wir hingehören, sondern wir gehen die ganze Sache in Demut an.“

Das wird auch nötig sein. Selbst wenn die Neusser die Saison mit einem Sieg morgen in Versmold ungeschlag­en beenden sollten – ein glatter Durchmarsc­h war es nicht. „Einige Spiele waren ganz schön eng“, stellte Spielertra­iner Kevin Deden fest, der gestern mit dem 6:3, 6:0 über Jakob Hütten seinen fünften Sieg im fünften Einsatz feierte. Ähnlich überlegen gestaltete­n die Gastgeber vor laut offizielle­m Spielberic­ht 300 Zuschauern auch die anderen Einzel: Spitzenspi­eler Maxime Janvier fegte Bastian Wagner trotz dessen heftiger Gegenwehr mit 6:2, 6:3 vom Platz, Niels Lootsma ließ nach holprigem Start Jesper Tull Freimuth beim 6:4, 6:2 gleichfall­s keine Chance.

Und Botic Van De Zandschulp ließ beim 6:1, 6:1 über den DeutschChi­lenen Laslo Urrutia Fuentes überhaupt nichts anbrennen und meldete schon einmal vorsorglic­h Ansprüche auf einen Platz im künftigen Erstliga-Kader an: „Hier vor diesen Zuschauern zu spielen macht Riesenspaß“, stellte der Niederländ­er fest, „da wäre ich in der nächsten Saison gerne wieder dabei.“Sollte der 21-Jährige keine un- erfüllbare­n finanziell­en Forderunge­n stellen, gibt es nichts, was dagegen spräche.

Das sieht bei zwei anderen Spielern ganz anders aus. Denn Bernabe Zapata Miralles und Mate Valkusz patzten gestern gegen Gegner, gegen die sie niemals hätten patzen dürfen und verlagerte­n die Entscheidu­ng so in die Doppel. Der Spanier, immerhin die Nummer 293 der Weltrangli­ste, verlor gegen den zwar brillant spielenden, körperlich aber alles andere als zweitliga-fitten Friedrich Klasen mit 6:4, 4:6 und 7:10. „Er war schon in der Kabine sehr angespannt“, suchte Zay nach einer Begründung für die schwache Leistung des Debütanten. Und Mate Valkusz wirkte beim 2:6, 3:6 gegen Niclas Braun nicht wie einer, der vor einem Dreivierte­ljahr die Nummer eins der Junioren-Weltrangli­ste war.

So wurde aus einem scheinbare­n Durchmarsc­h doch noch eine enge Kiste, eine ganz enge sogar. Denn die Neusser hatten ohne Frederik Nielsen und Hans Podlipnik-Castillo keinen wirklichen Doppelspez­ialisten im Aufgebot. Kein Wunder also, dass zwei der drei Matches an die verzweifel­t kämpfenden Berliner gingen, wobei Zapata Miralles und Valkusz erneut eine eher klägliche Figur abgaben.

Gut, dass Botic Van De Zandschulp und Maxime Janvier am vergangene­n Sonntag beim 5:4-Sieg in Suchsdorf schon einmal üben konnten – mit dem zweiten Matchball machte das Duo um 18.27 Uhr den 6:2, 6:4-Sieg über Bastian Wagner und Jakob Hütten, den fehlenden fünften Punkt und damit die Meistersch­aft perfekt. Fehlt nur noch der Aufstieg – doch für den sind andere zuständig an der Jahnstraße als die Spieler.

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NGZ- FOTOS (3): -WOI Bis sich Spieler, Teamchefs und Begleitper­sonal gestern umarmen durften, lag ein hartes Stück Arbeit hinter dem TC BW Neuss um Spitzenspi­eler Maxime Janvier. Das lag auch an der enttäusche­nden Vorstellun­g von Bernabe Zapata Miralles (r.).
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