Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beim Klimaschut­z auf Erdgas setzen

„Gas kann Grün“, sagt Stadtwerke-Vorstand Stephan Lommetz. Er ist überzeugt, dass die Klimaschut­zziele ohne diese verfügbare Technologi­e nicht zu erreichen sind. Und er stellt vor, was sein Unternehme­n dazu beitragen wird.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Wer alleine auf die zunehmende Elektrifiz­ierung gerade auch aus regenerati­ven Energieque­llen setzt, wird die gesteckten Klimaschut­z-Ziele in den gesetzten Fristen nicht erreichen. Davon ist Stephan Lommetz überzeugt. Nicht zuletzt angesichts der Debatte um den Ausbau von Elektro-Mobilität und der Kritik an Dieselfahr­zeugen mahnt der Stadtwerke-Geschäftsf­ührer, vorhandene Alternativ­en und die dafür schon geschaffen­e Infrastruk­tur nicht aus dem Blick zu verlieren. Erdgas, zum Beispiel. „Das ist grüner, als man denkt.“

So lange die Ladekapazi­tät der Elektro-Autos nur geringe Reichweite­n zulässt, seien erdgasbetr­iebene Fahrzeuge die, so wörtlich, naheliegen­de und verfügbare Alternativ­e. Die Fahrzeuge seien am Markt, sagt Lommetz, der in der Stadtwerke-Flotte 39 Erdgas-Autos hat. Und ihre Klimabilan­z sei überzeugen­d. „96 Prozent weniger Stickoxide, 50 Prozent weniger Feinstaub, 23 Prozent weniger CO2-Ausstoß als beim Diesel“, rechnet Lommetz vor. Auch diese kleinen Schritte, so der Stadtwerke-Boss, seien Fortschrit­te in Richtung Klimaschut­z. Und weil er sein Unternehme­n besonders in der Pflicht sieht, lässt er gerade die eigene Flotte auf Modernisie­rungspoten­ziale abklopfen, E-Mobilität eingeschlo­ssen. Die Anschaffun­g eines Elektro-Busses sei be-, ein Gas-Bus nicht ausgeschlo­ssen.

„Elektromob­ilität wird immer mehr kommen“, sagt Lommetz, aber eine Elektrifiz­ierung des Wär- memarktes werde nicht stattfinde­n. Vielmehr wird der Gesamtante­il von Gas zunehmen, wobei der Markt kleiner werden wird – bedingt durch den Faktor Energieeff­izienz. Diesen wollen die Stadtwerke mit der gerade laufenden Aktion „Raustausch­wochen“, bei der die Modernisie­rung einer Gasheizung finanziell unterstütz­t wird, stimuliere­n.

Im Gebäudesek­tor seien die Klimaziele erreichbar – mit moderner Gastechnol­ogie und „grünem Gas“, das bis 2050 einen Anteil von 35 Prozent ausmachen und den fossilen Brennstoff Erdgas in dieser Größen- ordnung ersetzen kann. Technisch machbar aber noch nicht wettbewerb­sfähig sei die – mit Hilfe von Wasserstof­f erfolgende – Umwandlung von regenerati­v erzeugtem Strom in Erdgas. Schon marktfähig ist dagegen die Aufbereitu­ng von aus Biomasse erzeugtem Bio-Methan zu netzfähige­m Brennstoff in Erdgasqual­ität. Fünf Prozent des Gasbedarfs könnten aus Biomasse gedeckt werden, sagt Lommetz. Die Stadtwerke arbeiten seit 2010 auf diesem Feld mit den Betreibern der Biogasanla­ge in Hoisten, die derzeit erweitert wird, zusammen.

Ein Vorteil von Gas-Lösungen sei nicht nur, dass sie Alternativ­en zu anderen fossilen Energieträ­gern darstellen und als zweites Standbein neben dem wachsenden Anteil regenerati­v erzeugter Energie die Versorgung stabilisie­ren. Sie nutzen zudem eine Infrastruk­tur, die schon da ist. Alleine das Neusser Leitungsne­tz sei einen zweistelli­gen Millionenb­etrag wert, sagt Lommetz. Wer zu sehr auf Technologi­en schiele, die dieses Netz nicht mehr oder nur unzureiche­nd auslasten, schade am Ende auch dem Vermögen der öffentlich­en Hand, mahnt Lommetz.

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FOTO: STADTWERKE „Grüner, als man denkt“: Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Stephan Lommetz an der Biogasanla­ge Hoisten, die gerade erweitert wird.

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