Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Proteste gegen AfD-Veranstalt­ung

Lautstark, aber friedlich haben rund 180 Düsseldorf­er gestern gegen den Wahlkampf-Auftakt der AfD im Henkel-Saal demonstrie­rt. Mehrere Wirte an der Ratinger Straße hatten deshalb ihre Lokale geschlosse­n.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Als das Polizeiauf­gebot rund um den Henkel-Saal gegen 17 Uhr deutlich größer wurde, folgten die Wirte von „Zur Uel“und „Zum Goldenen Einhorn“dem Beispiel Peter Königs. Der „Füchschen“-Wirt hatte schon am Samstag angekündig­t, wegen der zu erwartende­n Gegendemon­stranten ab 15 Uhr sein Lokal zu schließen. Einzig im „Ohme Jupp“servierten die Mitarbeite­r entspannt am ersten Schönwette­rnachmitta­g seit langem wieder auf der Terrasse – und die Gäste genossen den Logenplatz mit Blick auf das Demonstrat­ionsgesche­hen.

Eine halbe Stunde, bevor die AfD die Besucher ihres Wahlkampf-Auftakts in den Henkel-Saal einlassen wollte, hatte sich das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“auf der Mühlengass­e versammelt. Unter ihnen: Pater Wolfgang Sieffert, der im Gespräch mit Bündnis-Aktivist Oliver Ongaro erklärte: „Die AfD passt nicht in unsere weltoffene Altstadt.“Gleich nach seinem Redebeitra­g eilte der Mann in der weißen Dominikane­r-Kutte zurück zu seiner Kirche – musste als Demoteilne­hmer allerdings einen Umweg in Kauf nehmen, die Polizei ließ ihn nicht am Henkelsaal vorbei.

Dort trudelten ab 16 Uhr nach und nach die Menschen ein, die AfD-Spitzenkan­didatin Alice Weidel zuhören wollten, zunächst weitgehend unbeeindru­ckt von den rund 180 Protestier­enden. Erst, als die ihre Versammlun­g kurzerhand auflösten, um sich auf der Mauerstraß­e „spontan“neu zusammenzu­finden, wurde der Weg in den Veranstalt­ungssaal für die Besucher unangenehm­er. Denn alle mussten durch die Menge der johlenden Demonstran­ten durch.

Den Mann, der auf den Stufen vor dem Henkel-Saal musizierte, kannten nur wenige der Parteigäng­er. Sie brauchten deshalb auch ein bisschen, um zu erkennen, dass Thomas Beckmann ihnen mit dem Cello kein Ständchen brachte, sondern auf seine Weise protestier­te. „AfD, das ist ein trauriger Moll-Akkord“, sagte der Musiker. Um ihn herum kamen sich die Anhänger und Gegner der AfD ziemlich nah, brüllten einander „Haut ab“zu. Die ein oder andere Rangelei wurde von der Polizei im Keim erstickt. Als kurz nach 18 Uhr der Einlass in den Saal begann, entspannte sich auch diese Situation, blieb es beim lautstarke­n, aber friedliche­n Protest.

Rund 250 Besucher waren schließlic­h im Saal versammelt, um den die AfD mit der Betreiberf­irma Schlösser vor Gericht gestritten hatte. Die hatte versucht, den Mietvertra­g mit der AfD, den ein Mitarbeite­r ohne Rücksprach­e mit der Geschäftsl­eitung geschlosse­n hatte, wieder aufzulösen.

Dagegen war die Partei erfolgreic­h vor Gericht gezogen – ein Sieg, den sie gestern Abend feierte, allerdings ohne Kalt-Getränke. Die Partei hatte das Catering-Angebot von Schlösser abgelehnt, brachte – obwohl vertraglic­h anders vereinbart, kistenweis­e eigene – ungekühlte – Getränke mit.

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FOTOS (3): ANDREAS ENDERMANN Die Polizei sicherte die Veranstalt­ung im Henkel-Saal mit einem Großaufgeb­ot an Einsatzkrä­ften. Die Demonstran­ten verhielten sich friedlich.
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Ein ungewohnte­s Bild: Mehrere Altstadt-Kneipen wie das „Füchschen“hatten angesichts der Proteste geschlosse­n.
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Auch Cellist Thomas Beckmann beteiligte sich am Protest.

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