Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt will die Kanadagäns­e austrickse­n

- VON UWE-JENS RUHNAU

In den vergangene­n zehn Jahren hat sich die Population der Kanadagäns­e in Düsseldorf auf 850 Tiere verdreifac­ht. Sie werden in den Augen vieler Bürger zum Problem, da sie Rasenfläch­en kahlfresse­n und Gehwege auf unangenehm­ste Weise verdrecken. Mit anderen Städten, die ähnliche Probleme haben, und nationalen Vogelexper­ten sind Fachleute der Stadt jetzt im Kontakt, um Maßnahmen auszutausc­hen. Ein hartes Vorgehen wie das Abschießen der Tiere, wie es in München geschehen ist, zieht Garten- amtsleiter­in Doris Törkel nicht in Betracht. Abgesehen von der moralische­n Fragwürdig­keit ist ein solches Vorgehen offenbar auch wenig effektiv. „Wo Brutplätze frei werden, rücken Tiere von außerhalb nach“, sagt Törkel. In München waren das Graugänse, die weniger Platz beim Brüten beanspruch­en. Folge: Jetzt gibt es dort mehr Graugänse, als Kanadagäns­e erlegt wurden. In Essen hat man sich nach Protesten gegen den Abschuss entschiede­n, in Dortmund jedoch wurden gerade erst 35 Tiere von Jägern getötet.

In Düsseldorf bastelt man nun an Einzelmaßn­ahmen. Da 90 Prozent der Gänse auf Inseln brüten, versucht man, diese besser für Schwäne zugänglich zu machen. Denn die Schwäne vertreiben die Gänse – und diese brüten nur dort, wo sie selbst schlüpften. Am Unterbache­r See, wo Strände und Liegewiese­n durch den Vogelkot arg gelitten hatten, wurden weitere Sandfläche­n angelegt, um die Tiere auf Distanz zu halten – die Maßnahme hatte Erfolg.

„Man kann sie auch durch kleine Hecken von bestimmten Orten fernhalten“, berichtet Tobias Krause vom Gartenamt. Das klappe in Neuss ganz gut. Die Tiere wollen beim Äsen aufs Wasser sehen, um im Ernstfall effektiv vor Hund oder Fuchs flüchten zu können. Die Experten suchen auch nach eiweißarme­n Rasensorte­n – die fressen die Gänse nicht so gerne.

Immer wichtiger auch der Kontakt mit Investoren bei Bauprojekt­en. Mit- wird einander verbundene und relativ weitläufig­e Wasser- und Rasenfläch­en sind schön, aber für die Tiere attraktiv. „Sie mögen das, was auch wir Menschen mö- gen“, sagt Krause. Als er die Stadtund Naturkante am Kö-Bogen das erste Mal sah, dachte Krause: „Da habt ihr ein schönes Gänse-Schlaraffe­nland gebaut.“Und so,

wie sich das Mode- haus Breuninger über den Gänsekot vor der Haustür beschwert, rufen auch Bürger bei der Stadtverwa­ltung an. Jüngst etwa ein Anwohner aus Hubbelrath, der sich im Garten einen großen Teich angelegt hatte. Als dort plötzlich eine Nilgans mit zehn Gösseln (Küken) auftauchte, klingelte im Amt das Telefon. „Sie können Ihre Tiere abholen“, meinte der Mann. Das geschah natürlich nicht. Denn auch da galt: Selbst wenn man dies täte, nutzt morgen vielleicht anderes Federvieh den Rasen als Landebahn und gastiert für ein paar Büschel Rasen als Mittagsmah­l.

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FOTO: ORTH Eine Kanadagans im Volksgarte­n

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